Ob den Austausch einer Weiche oder das Kuppeln von Zügen: Mit Augmented und Virtual Reality müssen für Schulungen keine Züge mehr blockiert werden, sondern Mitarbeiter lernen alle notwendigen Schritte zunächst am virtuellen Objekt. In welchen Bereichen die Bahn schon heute AR und VR nutzt, erfährst du in diesem Beitrag.
28 Schritte sind notwendig, um den neuen Hublift für Rollstuhlfahrer im ICE 4 herauszufahren. Da die Fahrzeuge für Schulungszwecke nicht immer zur Verfügung stehen, setzt die Deutsche Bahn jetzt auf Virtual Reality (VR). Mittels einer VR-Brille können Bahnmitarbeiter im Klassenzimmer das Ausfahren des Hublifts an einem virtuellen ICE 4 trainieren.
Die einzelnen virtuellen Schulungen werden dabei vom IT-Dienstleister der Deutschen Bahn, DB Systel, im Rahmen des Projekts EVE (Engaging Virtual Education) entwickelt. Schon seit April dieses Jahres finden erste VR-Trainings für die Zugbegleiter in ganz Deutschland statt. Über 500 Mitarbeiter von DB Fernverkehr haben den virtuellen Lehrgang inzwischen erfolgreich absolviert.
Aber nicht nur Zugbegleiter profitieren vom Einsatz der Virtual Realitiy. Die Deutsche Bahn hat ebenfalls EVE-Anwendungen für Lokführer entwickelt. Diese können virtuell in den Führerstand einsteigen und beispielsweise das Öffnen der Bugklappen oder das Absenken der Luftfedern trainieren. Ab dem kommenden Jahr lernen die Auszubildenden der Bahn außerdem erstmals mittels VR-Brille, wie sie Wagen kuppeln.
Die Kosten für den Einsatz der Virtual Reality sind nach Angaben eines Bahnsprechers überschaubar. Neben dem Preis der VR-Brille in Höhe von rund 800 Euro wird zusätzlich noch ein handelsüblicher Gaming-Laptop benötigt, sodass die Gesamtkosten bei etwa 2000 Euro liegen. Schon heute erhalten alle neuen Auszubildenden der Deutschen Bahn außerdem ein eigenes Tablet.
Die Deutsche Bahn verspricht sich vom Einsatz von Virtual Reality einige Vorteile – auch für die Kunden. So müssten künftig für Schulungszwecke beispielsweise nicht immer die Züge extra blockiert werden. Bahnkunden kämen so schneller in den Genuss der neuen Züge, heißt es vonseiten des Unternehmens.
Zwar ersetzt die VR-Brille natürlich nicht die notwendige Schulung am echten Zug. Die Mitarbeiter können die einzelnen Schritte aber bereits im Vorfeld trainieren, sich diese durch entsprechende Wiederholungen besser einprägen und so bei der Ausführung insgesamt sicherer werden. Zudem verfolgt der Ausbilder den gesamten Vorgang am Monitor und gibt dem Zugbegleiter aktiv Tipps und Hinweise.
Noch einen Schritt weiter geht das Start-up Viscopic, das für die Deutsche Bahn einige Augmented Reality (AR) Anwendungen entwickelt hat. Bei Augmented Reality lässt sich die Wirklichkeit über eine spezielle Brille mit virtuellen Objekten ergänzen. Zum Einsatz kommt hierbei die bekannte Hololens von Microsoft.
Eines der ersten AR-Programme von Viscopic für die Deutsche Bahn betrifft die Instandhaltung von Weichen. Mittels der AR-Brille wird dabei das 3D-Modell einer Weiche in den Raum projiziert. Dieses lässt sich von allen Seiten betrachten und der Bahnmitarbeiter kann dann zum Beispiel die Montage von Weichenverschlüssen oder die Behebung von Weichenstörungen trainieren.
Während der Wartungsmitarbeiter durch die AR-Brille blickt, erhält er außerdem zusätzliche Informationen. So werden etwa Schritt-für-Schritt-Anleitungen der auch Informationen zum Zustand einer Weiche eingeblendet. Hierdurch ist die Reparatur der Weiche praktisch in Echtzeit möglich. Das Ziel dieser AR-Anwendung der Deutschen Bahn: eine deutlich schnellere Behebung von Weichenstörungen.
Noch ist die Augmented Reality freilich nicht perfekt. So ist das Sichtfeld durch die Hololens aktuell recht eingeschränkt. Laut Viscopic hat Microsoft allerdings bereits angekündigt, dies in einer zweiten Version der AR-Brille zu beheben. Die Hololens 2 erscheint demnach voraussichtlich noch in diesem Jahr. Dann soll es auch einfacher möglich sein, die Tiefenschärfe der virtuellen Objekte besser anzupassen.
Bis Ende des Jahres möchte die Deutsche Bahn rund 400 Mitarbeiter mittels des neuen AR-Trainings von Viscopic schulen. Hierzu stehen dem Unternehmen aktuell acht Hololens-Brillen von Microsoft zur Verfügung. Bis zum Jahr 2020 sollen außerdem insgesamt 1000 Wartungstechniker von den neuen Augmented-Reality-Anwendungen profitieren.
Spielerei oder echter Mehrwert: Was hältst du von Augmented Reality und Virtual Reality bei der Deutschen Bahn? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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