inOUI: Französische Eisenbahn nennt ihre TGV um

Es war eine Ankündigung mit einiger Sprengkraft: Die französische Eisenbahn SNCF nennt ihre TGV in inOUI um. Künftig möchte sie einen noch besseren Service bieten und 15 Millionen neue Passagiere gewinnen. Warum der Schritt aus Sicht des Unternehmens wichtig und sinnvoll ist, erfährst du in diesem Beitrag.

Neue Marke: Die TGV heißen demnächst inOUI. Foto: SNCF

TGV heißen künftig inOUI

„Heute ist ein wichtiger Tag für die SNCF“, begrüßt Guillaume Pepy die zahlreichen wartenden Journalisten am Pariser Bahnhof Montparnasse am Montagnachmittag. An diesem Tag beginne eine weitere wichtige Epoche für die französischen Hochgeschwindigkeitszüge, fährt der Präsident der SNCF fort. Was er anschließend verlautbart, sickerte bereits am Wochenende als Gerücht durch: Die französische Eisenbahn nennt ihren TGV künftig inOUI.

Hintergrund ist eine komplette Änderung der Markenstrategie bei der SNCF. In Zukunft werden unter der Marke OUI verschiedene Angebote gebündelt. Bereits jetzt gibt es mit OUIgo ein Bahnangebot für besonders preisbewusste Reisende. Unter dem Namen OUIbus betreibt die SNCF außerdem Fernbusse. Mit inOUI (gesprochen: „in-o-wie“) soll es künftig einen noch besseren Service in den französischen Hochgeschwindigkeitszügen geben.

Einen solchen hätten sich viele Franzosen gewünscht, erklärt Pepy. Mit dem Schritt möchte das Unternehmen bis zum Jahr 2020 daher 15 Millionen neue Reisende gewinnen und eine Zufriedenheitsrate von 95 Prozent erreichen. Die neuen Züge erhalten neben einer neuen Ausstattung auch WLAN sowie weitere zusätzliche Bord-Services. Die ersten inOUI-Züge werden ab 2. Juli 2017 auf der neuen Strecke von Paris nach Bordeaux verkehren.

Befragungen haben laut Pepy ergeben, dass der neue Name inOUI im Vergleich zu OUITGV oder anderen Varianten von den Bahnfahrern in Frankreich bevorzugt würde. Ein Name der sowohl OUI als auch TGV enthalte, hätte zudem möglicherweise dazu geführt, dass die Kunden dahinter wieder nur ein Billigangebot ohne großen Service vermuteten. Auch deshalb setze man auf die Obermarke OUI mit den Produkten OUIgo, inOUI, OUIbus und OUIcar, sagt der SNCF-Präsident.

Service wird im inOUI großgeschrieben

Der inOUI soll sich künftig durch einen besonderen Service auszeichnen, erklärt auch SNCF-Geschäftsführerin Rachel Picard. Insgesamt werde das Reiseerlebnis deutlich digitaler. Auch dies sein ein Grund gewesen, die TGV in inOUI umzubenennen, da die Reisenden OUIgo und OUIbus bereits mit digitalen Angeboten der SNCF in Verbindung bringen.

So soll es bis Ende 2017 in gut 80 Prozent der Hochgeschwindigkeitszüge WLAN geben. Langfristig sei außerdem geplant, dass im inOUI TGV beispielsweise auch eine Bestellung im Barwagen mit dem Smartphone vom Platz aus möglich ist. Und auch für die Zugbegleiter werde es einfacher: Sie könnten künftig sofort sehen, wer bereits im inOUI eingecheckt hat und welche Passagiere noch fehlten. Realisiert wird dies über ein neues Handy-Ticket.

Aus Voyages-SNCF wird OUI.sncf

Aber nicht nur beim Hochgeschwindigkeitszug TGV steht eine Umbenennung an: Das Reiseportal Voyages-SNCF wird ab Ende des Jahres ebenfalls Teil der neuen Markenstrategie und dann OUI.sncf heißen. „Wir verfolgen eine globale Strategie“, sagt dazu Voyages-SNCF-Geschäftsführer Franck Gervais.

Dabei wird gleichzeitig der Service weiter ausgebaut und ein einheitliches Buchungserlebnis geschaffen. Neben der Zusammenführung der Marken inOUI, OUIgo und OUIbus werden dort dann auch die anderen Produkte der SNCF angeboten. So sei beispielsweise eine flexible Buchungsmöglichkeit über unterschiedliche Verkehrsmittel hinweg geplant, erläutert Gervais.

Auch Umbuchungen und Stornierungen werden bei OUI.sncf künftig einfacher. Zudem stünde ab Ende des Jahres der Kundenservice rund um die Uhr zur Verfügung. Bereits heute ist voyages-sncf.com* das größte Reiseportal in Frankreich mit monatlich über 14 Millionen Besuchern.

Kritik am neuen Markennamen inOUI

Unumstritten ist diese neue OUI-Markenstrategie freilich nicht. Schon als die ersten Gerüchte durchsickerten, hagelte es Kritik in den sozialen Netzwerken. Die SNCF dürfe einen etablierten Markennamen wie TGV nicht einfach aufgeben, war einer der größten Kritikpunkte. Der Schnellzug sei schließlich weltweit bekannt und beliebt. Das weiß auch die SNCF: So gehöre der TGV nach einer Umfrage zu den fünf beliebtesten Erfindungen der Franzosen im 20. Jahrhundert.

Neue Ausstattung der inOUI-Züge. Foto: Mathieu Raffard / SNCF

Aber genau dieser etablierte Markenname war auch einer der Hauptgründe, warum der TGV künftig nur noch inOUI heißen wird, sagt Pepy. Wer nämlich einem Freund sage, er sitze gerade im TGV, bekomme inzwischen oft die Nachfrage: „In welchem denn? Im Thalys, im Eurostar oder im Billigzug OUIgo?“. Der Name TGV stehe somit für eine Vielzahl an ganz unterschiedlichen Züge mit jeweils vollkommen verschiedenen Serviceangeboten. Dies würde Fahrgäste verwirren oder gar von einer Fahrt abschrecken.

Zudem sprächen die Leute heute bereits vom „spanischen TGV“, vom „russischen TGV“ oder vom „chinesischen TGV“, obwohl diese Züge dem französischen Hochgeschwindigkeitszug nichts gemein hätten, meint Pepy. Auch deshalb sei eine Abgrenzung anhand des gebotenen Service notwendig gewesen.

Ganz verschwinden wird der Markenname TGV jedoch nicht. Er wird sich in Zukunft aber noch mehr auf die eigentliche Technologie statt auf einen bestimmten Zug beziehen. Schließlich steht der Name TGV auch ein Stück weit für Frankreich.

Was hältst du von der Umbenennung des TGV in inOUI? Ich freue mich auf deinen Kommentar.

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