Eurobarometer Bahnstudie: Bahnfahrer im Baltikum am zufriedensten

Die Europäische Union hat in ihrem Eurobarometer die Einstellung der Bevölkerung zur Bahn ermittelt. Demnach sind Bahnfahrer im Baltikum am zufriedensten, während Deutschland auf den hinteren Plätzen landet. Die Slowenen entwickeln sich außerdem zu Bahnverweigerern. Die wichtigsten Ergebnisse der neuen EU-Bahnstudie erfährst du in diesem Beitrag.

Eurobarometer-Bahnstudie: Deutschland landet bei der Zufriedenheit der Bahnfahrer hinten.

Zufriedenheit mit der Bahn: Deutschland auf den hinteren Plätzen

In Litauen, Lettland und Estland sind die Bahnfahrer am zufriedensten mit dem Angebot. Das ergab die jüngste Eurobarometer-Studie zu Zugreisen, die die Europäische Kommission Anfang 2018 in Auftrag gegeben hat. Demnach standen die baltischen Bahnen an der Spitze, während Deutschland, Italien und Frankreich auf den hinteren Plätzen landen. Nur noch unzufriedener waren Bahnfahrer in Bulgarien und Rumänien.

Befragt man hingegen nicht nur die Bahnfahrer selbst, sondern die gesamte Bevölkerung eines Landes, ergibt sich überraschenderweise ein etwas anderes Bild: Dann steht plötzlich Österreich an der Spitze, gefolgt von Irland und Portugal. Deutschland liegt hier im Mittelfeld, während Rumänien und Bulgarien wiederum ganz unten landen. Offenbar gibt es also eine teilweise Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung der regelmäßigen Bahnfahrer und der übrigen Bevölkerung.

Und noch etwas fällt auf: Obwohl Deutsche mit der Bahn im eigenen Land recht unzufrieden sind, hält es sie nicht davon ab, dieses Verkehrsmittel verstärkt zu nutzen. So konnte die Deutsche Bahn in den letzten Jahren im Fernverkehr jeweils einen neuen Passagierrekord vermelden. Insbesondere die neue Strecke zwischen München und Berlin hat einen regelrechten Boom ausgelöst und das Flugzeug abgehängt. Zudem folgte mit Flixtrain ein neuer privater Betreiber im Fernverkehr.

Viele EU-Bürger fahren nie mit der Bahn – Slowenen werden Bahnverweigerer

Traurigerweise ist der Anteil der Menschen, die in den einzelnen EU-Ländern nie oder fast nie mit der Bahn fahren, recht hoch. So geben durchschnittlich 32 Prozent der Befragten laut Eurobarometer an, niemals den Zug im Nah- oder Fernverkehr zu nutzen. Im innerstädtischen Bereich – ohne U-Bahnen – beträgt der Anteil sogar 37 Prozent. Weitere 30 bzw. 24 Prozent der Befragen nutzen außerdem maximal einmal pro Jahr die Bahn.

So oft nutzen laut Eurobarometer die Menschen den Nah- und Fernverkehr.

Auch hier gibt deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. So nehmen etwa in Slowenien 64 Prozent und in Griechenland 61 Prozent niemals den Zug. Ähnlich schlechte Werte meldet das Eurobarometer 2018 aus Kroatien und Litauen. In Deutschland fahren nur 27 Prozent niemals mit der Bahn, wohingegen acht Prozent zumindest einmal pro Woche im Schienenpersonennah- oder Fernverkehr unterwegs sind. Spitzenreiter ist hier die Slowakei mit 15 Prozent regelmäßigen Bahnfahrern, gefolgt von Luxemburg und Österreich. Polen und Litauen liegen am Ende des Feldes.

Interessant sind außerdem die Veränderungen zur Eurobarometer Bahnstudie von vor fünf Jahren: So sank die Zahl der Menschen, die niemals den Zug im Nah- oder Fernverkehr nutzen in der Slowakei um 26 Prozentpunkte. Hier zeigt sich also offenbar eine gestiegene Zufriedenheit mit dem bestehenden Angebot. Auch in Estland und Spanien gibt es inzwischen signifikant weniger Bahnverweigerer. In Slowenien bietet sich hingegen ein umgekehrtes Bild: Statt früher elf Prozent geben im Jahr 2018 nur noch zwei Prozent an, regelmäßig mit der Bahn zu fahren.

Eurobarometer 2018: Einfacher Ticketkauf besonders wichtig

Die Gründe für die Zufriedenheit mit der Bahn als Verkehrsmittel sind vielfältig. So sagen in der europäischen Bahnstudie zwar 66 Prozent der Befragten, sie seien mit dem fahrplanmäßigen Angebot zufrieden. Auch das Sitzplatzangebot im Zug wird von etwa zwei Dritteln positiv bewertet. Anders sieht es allerdings bei der Pünktlichkeit aus, die für rund 60 Prozent ungenügend ist. Und mit dem WLAN im Zug zeigen sich nur 41 Prozent der Befragten zufrieden.

Ergebnisse der EU Bahnstudie zur Zufriedenheit mit der Pünktlichkeit.

Wenig überraschend ist außerdem, dass 96 Prozent der Bahnfahrer angeben, gute Informationen über die Verbindung und zum Fahrplan seien wichtig. Lediglich in Litauen und Lettland legen die Menschen darauf etwas weniger Wert. Darüber hinaus ist der einfache Ticketkauf für ebenso viele Bahnfahrer wichtig. 51 Prozent sagen im Rahmen der EU-Bahnstudie außerdem, dass die Verfügbarkeit von Durchgangsfahrkarten besonders wichtig ist.

Mit dem Ticketkauf am unzufriedensten sind Bahnfahrer in Deutschland und Österreich, wo jeweils knapp ein Viertel ihren Unmut äußern. Deutlich positiver gestimmt sind wiederum die Menschen in der Slowakei, die zu 90 Prozent mit dem der Einfachheit des Fahrkartenkaufs zufrieden sind. Bereits etwas abgeschlagen folgen Irland, Luxemburg und Tschechien. Ebenfalls recht zufrieden zeigen sich Bahnfahrer in Großbritannien.

Menschen in Deutschland haben Schwierigkeiten, zum Bahnhof zu gelangen

Erstaunlich ist außerdem, weshalb Menschen sich bewusst gegen den Zug als Verkehrsmittel entscheiden. So sagen ein Drittel der Befragten in Österreich und immerhin rund 25 Prozent in Deutschland, dass sie Schwierigkeiten hätten, zum Bahnhof zu gelangen. In Finnland und Schweden geben dies hingegen nur etwa drei Prozent an.

Auch mit der Betreuung am Bahnhof und im Zug sind 18 Prozent der Deutschen nicht zufrieden und verzichten deshalb auf die Reise mit der Bahn. In Bulgarien wiederum sind vor allem fehlenden Informationen im Vorfeld der Reise ein Hinderungsgrund. Rund 29 Prozent der EU-Bürger geben außerdem an, dass es keinen besonderen Grund gibt, warum sie nicht mit der Bahn fahren. Hierbei dürfte es sich also um echte Bahnverweigerer handeln.

Überraschen dich die Ergebnisse der Eurobarometer Bahnstudie? Ich freue mich auf deinen Kommentar.

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