bwegt: Zahlreiche Verbesserungen im Nahverkehr in Baden-Württemberg

Der 3-Löwen-Takt ist Geschichte: Künftig heißt es in Baden-Württemberg bwegt. Die Änderung der Marke bildet den Auftakt zu zahlreichen Verbesserungen im Nahverkehr. Dies betrifft Verbindungen, Fahrzeuge und Tarife. Am Ende soll dabei ein eigener Baden-Württemberg-Tarif stehen. Mehr dazu erfährst du in diesem Beitrag.

Der Nahverkehr fährt in in Baden-Württemberg jetzt unter dem Namen bwegt.

bwegt löst den 3-Löwen-Takt ab

Seit knapp 20 Jahren ist der 3-Löwen-Takt das Markenzeichen des Nahverkehrs in Baden-Württemberg. Das einzige Problem: Der darauf abgebildete Löwe stammt gar nicht aus Baden-Württemberg, sondern aus Bayern. Zeit also, eine neue Marke für den öffentlichen Verkehr zu schaffen. Ab Dezember 2017 heißt es deshalb in den Zügen, Bussen und Straßenbahnen in Baden-Württemberg bwegt.

„Der bayerische Löwe hat ausgedient“, sagt Verkehrsminister Winfried Hermann dann auch bei der Vorstellung des neuen bwegt-Logos am Stuttgarter Hauptbahnhof. Künftig zeigt es den Staufer-Löwen ohne Mähne und – das ist dem Grünen-Politiker besonders wichtig – auch die Löwin steht gleichberechtigt daneben.

bwegt soll dabei natürlich in erster Linie für Bewegung stehen. Während der Nahverkehr die Menschen durch ganz Baden-Württemberg bringt, verfolgen Verkehrsministerium und Nahverkehrsgesellschaft (NVBW) aber mit der Neuausrichtung der Marke auch noch ein anderes Ziel: eine bessere Akzeptanz für den öffentlichen Personennahverkehr in Baden-Württemberg. Die Fahrgastzahlen sollen bis 2025 deutlich steigen.

Erreichen möchte die NVBW dies durch schnellere Verbindungen, einen dichteren Takt, modernere Fahrzeuge und mehr Komfort für die Fahrgäste. In allen Zügen ist etwa die Einführung von WLAN und Mobilfunkverstärkern geplant. Auch mehr Beinfreiheit und mehr Stellplätze für Fahrräder wird es im Rahmen der Qualitätsoffensive für den ÖPNV geben. Von dem neuen Angebot sollen die Menschen in Baden-Württemberg dann also wirklich begeistert und ergriffen – oder einfach nur bwegt sein.

Einheitlicher Baden-Württemberg-Tarif ab 2021

Der Nahverkehr wird außerdem einfacher: Bis 2021 kommt ein eigener Baden-Württemberg-Tarif im Nahverkehr. Damit lassen sich dann landesweit Fahrkarten zwischen beliebigen Haltestellen aller Verkehrsbetriebe buchen – auch verbundübergreifend. Das Ticketchaos hätte damit ein Ende, versprechen Verkehrsministerium und Nahverkehrsgesellschaft.

 ZRB-Überblick: bwegt – Verbesserung im Nahverkehr in Baden-Württemberg
Züge:
  • WLAN, Steckdosen, Mobilfunkverstärker und Klimaanlagen in allen Zügen
  • Barrierefreiheit und größere Toiletten
  • Mehr Stauraum für Gepäck
  • 24 bis 51 Fahrradstellplätze pro Zug
  • Mehr Bewegungsfreiheit für Fahrgäste mit Kinderwägen und Rollstühlen
Verbindungen:
  • Flächendeckend Stundentakt
  • Weitere Taktverdichtungen entsprechend der Nachfrage
  • Metropol-Expresszüge verbinden Oberzentren miteinander
Tarife:
  • landesweiter Baden-Württemberg-Tarif
  • Einführung ab 2018, Abschluss der Umsetzung 2021
  • Eine Fahrt = ein Ticket
  • Verbundübergreifende Buchungen
  • mehr digitale Angebote, langfristig Abschaffung der Fahrkartenautomaten

Bisher ist es hingegen so, dass du für eine Fahrt oftmals mehrere Tickets lösen musst. Der Grund: Einzelne Verkehrsverbünde arbeiten nicht entsprechend zusammen, weshalb sich keine verbundübergreifenden Fahrkarten lösen lassen. Das Ziel des Baden-Württemberg-Tarifs ist deshalb „eine Fahrt ein Ticket“. So kannst du dann also zum Beispiel zunächst mit dem Bus zum Bahnhof, anschließend für die Weiterfahrt einen Nahverkehrszug und danach dann die Straßenbahn zu deinem eigentlichen Ziel nehmen.

Der Baden-Württemberg-Tarif soll dabei bereits ab 2018 schrittweise eingeführt werden, wobei zunächst nur Einzeltickets unterstützt werden. Der Abschluss der Umstellung des landesweiten Nahverkehrstarifs ist dann für das Jahr 2021 geplant. Die Tarife in den einzelnen Verkehrsverbünden bleiben daneben aber ebenfalls weiter bestehen.

Fahrkartenautomaten sollen in Baden-Württemberg abgeschafft werden

Im Rahmen der Einführung des Baden-Württemberg-Tarifs soll der Nahverkehr digitaler werden. Das betrifft nicht nur das WLAN und Internet in den Zügen, sondern auch den Kauf von Fahrkarten. „Am liebsten würde ich die ganzen Automaten abschaffen“, sagt Verkehrsminister Hermann. Künftig sollen die Menschen stattdessen ihr Ticket lieber über das Smartphone buchen.

Innerhalb Baden-Württembergs ist dies schon heute mit der ticket2go App möglich. Kein Wunder also, dass das Ländle deutschlandweit bei der Nutzung von Handy-Tickets führend ist. Bereits 22 Prozent der Fahrgäste buchen ihre Reise hier regelmäßig auf dem Smartphone, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Innofact erst kürzlich ergab.

Die Fahrkartenautomaten sollen langfristig abgeschafft werden.

Zudem stehen Hermann und die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) mit ihrer Meinung zu den Automaten nicht allein da. Auch im Nachbarland Schweiz arbeiten die Verkehrsunternehmen daran, unrentable Ticketautomaten nach und nach abzubauen. Bis es allerdings hier soweit ist, braucht es noch etwas Zeit.

Das weiß auch der Grünen-Politiker. Deshalb wird es ab 2018 erst einmal neue Fahrkartenautomaten in ganz Baden-Württemberg geben, die noch einfacher zu bedienen sind und den Baden-Württemberg-Tarif unterstützen. Auch die kontaktlose Bezahlung wird dann hoffentlich endlich angeboten.

Nachteile für Bahnfahrer beim Baden-Württemberg-Tarif?

So schön sich ein einheitlicher Baden-Württemberg-Tarif anhört, so schlecht kann er für die Fahrgäste sein, wenn er unbedacht umgesetzt wird. Das zeigen etwa die bereits länger bestehenden landesweiten Nahverkehrstarife für Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Hier wird zum Beispiel die BahnCard 50 im Nahverkehr nicht mehr in vollem Umfang anerkannt. Die Folge: Bahnfahrer zahlen häufig drauf.

So ist es teilweise sogar günstiger, für eine Strecke innerhalb Nordrhein-Westfalens eine IC-Fahrkarte zum Flexpreis mit BahnCard-Rabatt zu kaufen und diese dann in den Nahverkehrszügen zu nutzen als den entsprechenden Verbundtarif zu lösen. Und im SH-Tarif wird mit der BahnCard 50 nur ein Rabatt in Höhe von 25 Prozent gewährt. Dies sorgt am Ende dann nicht für einfachere, sondern vielmehr für kompliziertere Tarife.

Komfortabler und mit WLAN: bwegt bringt auch bessere Züge in Baden-Württemberg.

Diese Problematik betrifft ebenfalls die digitale Ticketbuchung. Baden-Württemberg möchte durch Ausschreibungen einen Wettbewerb zwischen den einzelnen Anbietern von Ticket-Apps schaffen. Wohin dies allerdings auch führen kann, zeigt aktuell wiederum die Schweiz: Dort gibt es mittlerweile mit der SBB Mobile App und Fairtiq zwei konkurrierende Systeme. Je nachdem, wohin der Fahrgast reisen und welche Verkehrsmittel er dabei nutzen möchte, muss er dann entweder die eine oder die andere App bemühen.

Bahnfahren wird so nicht einfacher, sondern komplizierter. Zwar ist es durchaus sinnvoll, die einzelnen Ländertarife zu entwirren und damit wieder mehr Leute in die öffentlichen Verkehrsmittel zu bringen. Dies sollte aber nicht zu Lasten derer gehen, die schon heute gerne mit Bus und Bahn in Baden-Württemberg fahren. Bleibt also zu hoffen, dass das Verkehrsministerium den Baden-Württemberg-Tarif entsprechend ausgestaltet.

Was hältst du von bwegt als neuer Marke für den Nahverkehr in Baden-Württemberg? Ich freue mich auf deinen Kommentar.

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