Sind die Fahrkartenautomaten der Bahn ein Auslaufmodell?
„Die Tage der Fahrkartenautomaten sind gezählt“, sagt Stephane Barbey. Der Sprecher der Verkehrsbetriebe TPF im Schweizer Fribourg erklärt, dass inzwischen rund 35 Prozent der Kunden ihr Ticket nur noch auf dem Handy kaufen. In Zukunft wird es laut Barbey daher immer weniger Ticketautomaten geben.
Ticketautomaten werden abgebaut
Dass es ganz ohne Automaten noch nicht geht, wissen zwar auch die TPF. Das Unternehmen will deshalb weiterhin Fahrkartenautomaten anbieten – allerdings nicht überall. Schon heute haben die Verkehrsbetriebe nämlich damit begonnen, Ticketautomaten an Haltestellen abzubauen, an denen kaum mehr Fahrkarten verkauft werden. Die Kosten für den weiteren Unterhalt seien zu hoch, erklärte Barbey dem Tagesanzeiger.
Und der TPF ist nicht der einzige Verkehrsbetrieb in der Schweiz, der diesen Weg geht: So haben die BLS zuletzt Ende 2015 etliche Fahrkartenautomaten abmontiert. Auch hier heißt es zur Begründung, dass viele Automaten kaum noch genutzt würden. Stattdessen bringt das Unternehmen jetzt zusammen mit der SBB und Postauto eine neue App an den Start, mit der schweizweit Tickets für alle öffentlichen Verkehrsmittel erworben werden können.
Dabei haben etwa die Fahrkartenautomaten der SBB im Vergleich zu denen der Deutschen Bahn einige Vorteile. So ist der Bestellvorgang durch das einfachere Tarifsystem meist deutlich schneller. Zudem kannst du an Schweizer Billettautomaten auch kontaktlos per Kreditkarte bezahlen. Das Eingeben der PIN bei Kleinstbeträgen entfällt dadurch und beschleunigt nochmals den Ticketkauf.
Bahntickets in Deutschland werden zunehmend digital verkauft
Auch in Deutschland sind digitale Tickets auf dem Vormarsch. Die Deutsche Bahn führte bereits im Jahr 2002 ihr Online-Ticket ein. Vier Jahre später folgte das Handyticket. Heute finden etwa 40 Prozent aller Ticketkäufe auf dem Smartphone oder dem Computer statt. So gab es im Jahr 2016 eine Steigerung bei den mobilen Fahrkarten von knapp 60 Prozent.
Zudem kooperiert die Deutsche Bahn mit einigen Start-ups, um den DB Navigator mit neuen Features auszustatten. Eines davon ist MotionTag, das ein intelligentes Ticket entwickelt: Dabei wird dein Reiseweg einfach per GPS erfasst und am Ende des Tages der günstigste Preis für die Fahrten ermittelt. Eine ähnliche Funktion hat die SBB in der Schweiz bereits im vergangenen Monat in ihre mobile App integriert.
Neben dem Smartphone-Ticket könnte auch eine weitere Technologie klassische Fahrkartenautomaten weitgehend überflüssig machen: elektronische Chipkarten. Eine solche forderte jüngst Bundesverkehrsminister Dobrindt für ganz Deutschland. Damit wäre es möglich, die meisten öffentlichen Verkehrsmittel ganz einfach durch Ein- und Auschecken zu nutzen. Ein solches System exisitiert beispielsweise bereits in den Niederlanden mit der OV-Chipkaart.
Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn erhalten Redesign
Trotzdem dürfte es in Deutschland noch etliche Jahre dauern, bis die Fahrkartenautomaten komplett abgeschafft werden. Immerhin verpasste die Deutsche Bahn ihren Automaten erst zum kleinen Fahrplanwechsel eine neugestaltete Benutzeroberfläche im modernen Flatlook. Außerdem führte sie im Juni die PIN-Eingabe bei der bargeldlosen Bezahlung verpflichtend ein.
Und über Ideen wie den Ticketkauf per Sprachsteuerung am Automaten wird ebenfalls bereits nachgedacht. Auf längst überfällige Innovationen wie kontaktloses Bezahlen oder der Möglichkeit, deutschlandweit Verbundtickets per Kreditkarte bezahlen zu können, wartet man hingegen bisher vergebens.
Wie kaufst du deine Bahntickets? Am Automaten, online, auf dem Smartphone oder im Reisezentrum? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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Viele gerade ländliche Verkehrsverbünde erlauben noch keinen digitalen Fahrkartenkauf für Monatskarten. Wird wohl noch dauern.
Während der fahrt den günstigsten Preis zu ermitteln um ihn dann dem Kunden zu berechnen: daran glaube ich nicht, dass das ein Erfolg werden kann. Erstens wollen die Fahrgäste vor antritt der fahrt wissen was es kosten wird, zumindest im Fernverkehr, zweitens passt das nicht zu den Entwicklungen bei der bahn, durch zugbindung und reservierungen(pflichten) schon weit vor der fahrt so viele Plätze wie möglich zu verkaufen. So wie im Luftverkehr.
Anderes Thema: leider gibt es kein Fahrradticket auf dem DB Navigator