Ruhebereich in der Bahn: Wer zu laut ist, zahlt 40 Euro Strafe

Die Österreichischen Bundesbahnen führen striktere Regeln für die Reise im Ruheabteil ein. Wer sich dort künftig zu laut verhält, muss eine Strafe in Höhe von 40 Euro zahlen. Sollte die Deutsche Bahn auf dieses Modell ebenfalls im ICE Ruhebereich zurückgreifen? Ein Überblick über die unterschiedlichen Regelungen.

Nicht alle Fahrgäste nehmen im Ruhebereich in der Bahn Rücksicht auf andere.

Ruheabteile: ÖBB führen Vertragsstrafe bei zu lautem Verhalten ein

Die Ruhebereiche im Zug sorgen immer wieder für Diskussionen. Denn nicht alle Reisenden halten sich daran, dort tatsächlich ruhig zu sein. Stattdessen telefonieren sie, führen lautstark Gespräche mit anderen Mitreisenden, hören Musik oder sehen ohne Kopfhörer Filme und Serien. Die Ruhebereiche im ICE sind inzwischen sogar mit einer durchgehenden Banderole ausgestattet, ohne dass diese einige Fahrgäste sonderlich zu beeindrucken scheint.

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) führen deshalb jetzt bei Fehlverhalten im Ruhebereich eine Vertragsstrafe in Höhe von 40 Euro ein. So heißt es hierzu in den aktualisierten Beförderungsbedingungen der ÖBB, die besonderen Ruhezonen in den Fernverkehrszügen dienten dem ungestörten Reisen. Hier sollten Fahrgäste besondere Rücksicht auf die Mitreisenden nehmen und sich ruhig verhalten.

Wer gegen diese Regeln verstößt, zahlt künftig also 40 Euro. Zudem kann der Fahrgast von der Weiterfahrt durch das Zugpersonal ausgeschlossen werden. Nach den Bestimmungen muss der Zugbegleiter den zu lauten Passagier im Ruhebereich zunächst auf sein Fehlverhalten hinweisen. Erst bei einem erneuten Verstoß kann dann die Vertragsstrafe verlangt werden.

Unterschiedliche Wahrnehmung von Ruhe im Zug

Was genau unter zu lautes oder störendes Verhalten im Ruheabteil im Zug fällt, lässt sich aus den Beförderungsbedingungen der ÖBB allerdings nicht entnehmen. Ausdrücklich heißt es darin lediglich, dass du auf Mitreisende Rücksicht nehmen und dich ruhig verhalten musst. Was aber im Ruhebereich in der Bahn tatsächlich stört, nehmen die Fahrgäste durchaus völlig unterschiedlich wahr.

So stört es etwa den einen bereits, wenn du mit dem Finger über das Display deines Smartphones wischst, während andere erst bei lautem Laptop-Tastatur-Klappern die Hutschnur platzt. Letztlich dürften also die Zugbegleiter entscheiden, was im ÖBB Ruheabteil noch erlaubt ist und was andere Reisende stören könnte. Hier sind sie dann auch auf Hinweise der anderen Fahrgäste angewiesen.

Wer im Ruheabteil zu laut ist, zahlt 40 Euro Strafe.

Übrigens: Verhältst du dich außerhalb des Ruheabteils deutlich zu laut und störst hierdurch Mitreisende, fällt ebenfalls eine Vertragsstrafe in Höhe von 40 Euro an. Zudem müssen Männer mit einer Strafe rechnen, wenn sie die Frauenabteile im Zug nicht nach Aufforderung verlassen.

Keine Strafe im ICE Ruhebereich der Deutschen Bahn

In Deutschland sieht die Regelung im Ruhebereich im ICE hingegen noch anders aus. Zwar gibt es auch hier die Aufforderung, ruhig zu sein und sich so zu verhalten, dass andere Mitreisende nicht gestört werden. Im schlimmsten Fall kann ein Fahrgast bei einem Verstoß von der Weiterfahrt ausgeschlossen werden. Eine Vertragsstrafe sehen die Beförderungsbedingungen der Deutschen Bahn hingegen nicht vor.

Einzige Ausnahme ist die Fahrt im ICE innerhalb Österreichs, sofern du dein Ticket nicht direkt bei der Deutschen Bahn, sondern bei den ÖBB kaufst. In diesem Fall gelten nämlich auch die Beförderungsbedingungen der ÖBB. Verhältst du dich dann also im ICE Ruhebereich zu laut, musst du auch hier mit einer Strafe in Höhe von 40 Euro rechnen.

Ansonsten scheint die Deutsche Bahn in den Ruheabteilen im Zug eher auf soziale Kontrolle zu setzen. Eine Aufforderung an zu laute Fahrgäste durch das Zugpersonal, ruhig zu sein, findet oftmals gar nicht erst statt. Auch ist es eher kontraproduktiv, wenn beispielsweise vom Buchungssystem Familien mit kleinen Kindern automatisch Sitzplätze im Ruhebereich zugewiesen werden.

In ihrem Ideenzug präsentiert die Bahn hingegen einige neue Ruheabteile. Sie lassen sich verschließen, sodass kaum Lärm von außen hinein kommt. Zudem gibt es eine speziell beschichtete Decke, die den Schall schluckt, sodass es auch insgesamt im Großraumwagen deutlich ruhiger ist. Dieses Konzept aus dem Ideenzug ließe sich schon heute im ICE und anderen Zügen realisieren.

Soziale Kontrolle im Ruhebereich im Zug

Dass soziale Kontrolle durchaus funktionieren kann, ist außerdem in den TGV in Frankreich zu beobachten. Hier gibt es regelmäßig Durchsagen, Telefonate nicht im Abteil, sondern zwischen den Großraumwagen zu führen. Erfahrungsgemäß halten sich die meisten Fahrgäste daran. Auch weisen die Fahrgäste selbst andere Mitreisende oftmals auf ein störendes Verhalten hin.

Noch einen Schritt weiter geht die niederländische Eisenbahn: Anders als etwa in Deutschland findest du in den dortigen Zügen nicht nur Ruhe- und Handyabteile, sondern gleich drei verschiedene Reisezonen. Während in der „Quiet zone“ tatsächlich strikte Ruhe herrschen muss, kannst du dich in der „Work and rest zone“ entspannen.

Hier sind auch leise Gespräche oder das Arbeiten am Platz möglich. Wer hingegen im Zug telefonieren oder sich lauter mit anderen Mitreisenden unterhalten möchte, nimmt in der „Meet & greet zone“ Platz. Durch die Anordnung der Sitzplätze in Vierergruppen wird das Miteinander zusätzlich gefördert. So finden in den niederländischen Zügen also fast alle Fahrgäste einen passenden Bereich.

Sollte die Deutsche Bahn ebenfalls eine Strafe bei zu lautem Verhalten im Ruhebereich im ICE verlangen? Ich freue mich auf deinen Kommentar.

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