Buchung von Bahn-Tickets in Europa wird einfacher

Das Buchen von Bahn-Tickets in Europa kann manchmal ganz schön kompliziert sein. Fast jedes Land kennt andere Tarife und ein anderes Buchungssystem. Mit einem neuen europaweiten Standard soll das jetzt schneller, besser und einfacher werden. Mehr dazu erfährst du in diesem Artikel.

Das Buchen von Bahn-Tickets in Europa soll einfacher werden.

Deutsche Bahn, SNCF und FS Italiane kooperieren bei Ticket-Verkauf in Europa

Wenn du schon einmal versucht hast, über Ländergrenzen hinweg online ein Bahn-Ticket zu buchen, kennst du vielleicht die Probleme: „Preisauskunft nicht möglich“ oder „Hier gilt Auslandstarif“ heißt es dann oft nur in der Fahrplanauskunft der Bahn. Im Rahmen der InnoTrans haben Deutsche Bahn, die französische Bahn SNCF und FS Italiane deshalb jetzt eine Kooperation vereinbart. Das Ziel: Die Buchung von Bahn-Tickets über Ländergrenzen hinweg soll deutlich einfacher werden.

Hierzu haben die drei Eisenbahnunternehmen die TAP TSI Services Governance Association (TSGA) gegründet. Sie soll helfen, ein länderübergreifendes Ticketing-System zu entwickeln, das auch den Anforderungen des TAP TSI genügt. Der Standard wird von der EU-Kommission aktiv vorangetrieben, um Bahnfahren in Europa attraktiver zu gestalten. Neben einem Ticket- und Auskunftssystem soll es dabei beispielsweise auch ein gemeinsames Zahlungssystem geben.

„Die Digitalisierung der Bahn und die Förderung der Interoperabilität der Schiene in ganz Europa gehören zu den obersten Prioritäten“, sagt deshalb auch SNCF-Chef Guillaume Pepy auf der InnoTrans. Und der CEO der FS Italiane, Renato Mazzoncini, möchte „Bahnreisen zu einem wirklich europäischen Erlebnis“ machen. Andere Bahnunternehmen in Europa könnten der Gesellschaft jederzeit beitreten.

Deutsche Bahn: Wollen Google & Co. keine Chance geben

Die Gründung der neuen Gesellschaft hat einen triftigen Grund: Die Bahnen sehen sich beim Ticket-Verkauf in Europa zunehmender Konkurrenz ausgesetzt. So können Kunden in einigen Ländern inzwischen schon per Google Maps einfach Zug- und Busverbindungen suchen und buchen. Bahn-Chef Grube möchte am liebsten verhindern, dass ein Unternehmen zwischen Deutscher Bahn und Kunde steht. „Wir müssen schneller als Google sein“, sagte er dem Handelsblatt.

Ein Bahn-Ticket in Europa zu kaufen, klappt heute nicht immer.

Schon heute konkurriert die Deutsche Bahn dabei aber nicht nur mit Google, sondern auch mit einigen anderen Startups. So haben es sich etwa Trainline und GoEuro zum Ziel gesetzt, ebenfalls Mobilitätsangebote zu bündeln. Über die gleichnamigen Buchungsplattformen kannst du zum Beispiel Bahn-Verbindungen durch mehrere europäische Länder suchen und buchen. Trainline verknüpft dabei die einzelnen Angebote der unterschiedlichen Bahn-Anbieter und versucht so, den günstigsten Ticket-Preis zu ermitteln.

Live-Ticket als die Zukunft der Bahn-Fahrkarten in Europa

Die Deutsche Bahn stellt sich dieser Konkurrenz und möchte eigene neue digitale Angebote schaffen. So werden schon heute bis zu 60 Prozent aller Fahrkarten online oder über den DB Navigator verkauft. Ein ganz neues Angebot ist hingegen das „Live-Ticket“. Damit bekommst du während der gesamten Fahrt stets die aktuellsten Informationen geliefert. Im Falle einer Verspätung gibt es so auch automatisch eine neue aktualisierte Fahrkarte. „Das Ticket begleitet Sie auf der gesamten Reise“, sagt Bahn-Chef Grube.

Die Aufhebung der Zugbindung im Rahmen der Fahrgastrechte wäre damit wohl nicht mehr notwendig. Gleichzeitig könnte die Bahn die Züge selbst bei Verspätungen gleichmäßiger auslasten. Nach Angaben von Grube soll das Live-Ticket der Bahn „in der nahen Zukunft“ eingeführt werden. Ob du es dann auch bereits für eine Fahrt mit dem Zug durch Europa einsetzen kannst, wird sich zeigen.

Die SNCF wiederum verweist darauf, dass etwa Voyages SNCF* das beliebteste Reiseportal in Frankreich sei. „Unsere iDPASS-App erlaubt die gleichzeitige Buchung verschiedener Verkehrsmittel, vom Anfang bis zum Ende der Reise“, sagte Pepy dem Handelsblatt. Hiermit erhalte der Kunde alle Tickets auf einmal. Zudem engagiere sich das Unternehmen sehr stark in den sozialen Netzwerken.

SNCF und Deutsche Bahn unterstützen Startups

Darüber hinaus haben sich Deutsche Bahn und SNCF auch auf eine Zusammenarbeit in allen Bereichen der Digitalisierung des Bahnverkehrs geeinigt und auf der InnoTrans eine entspreche Absichtserklärung unterschrieben. „Wir generieren tagtäglich mehr Daten als irgendein anderes Unternehmen, aber noch machen wir nicht genug daraus“, begründet Grube die Kooperation.

Um künftig schneller zu sein, möchten die beiden Unternehmen Startups aktiv unterstützen. Grube spricht dabei von einem „digitalen Biotop“. Das Motto der Deutschen Bahn sei „Disrupt yourself or you will be disrupted“ – das habe er bei seiner Reise ins Silicon Valley gelernt. Über gemeinsame Veranstaltungen wie etwa Hackathons sollen Innovationen stärker gefördert werden.

Die Unterstützung eigener Startups und die Schaffung von Open-Data ist dabei aber nur der erste Schritt. Wir dürfen also gespannt sein, was die Digitalisierung in Zukunft noch für Chancen für die Eisenbahn in Europa bietet.

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