Das Berliner Startup MotionTag möchte mit einer neuen App die Buchung von Bahntickets einfacher machen. Der Traum: Die freie Kombination unterschiedlicher Verkehrsmittel von Hautür zu Haustür. Wie Ticket Easy genau funktioniert und was die Lösung von anderen Anwendungen unterscheidet, erfährst du in diesem Beitrag.
Schluss mit den komplizierten Tarifsystemen in Deutschland: Einfach in den nächsten Zug einsteigen und am Ende der Reise stets den günstigsten Preis bezahlen. Diese Vision hat das Berliner Startup MotionTag. Mit Ticket Easy soll der Traum jetzt endlich Wirklichkeit werden.
Dabei erkennt die neue App automatisch, von wo nach wo du fährst und welche Verkehrsmittel du dabei nimmst. Am Ende wird dann stets der günstigste Preis abgerechnet. Du brauchst dich also mit Ticket Easy tatsächlich nicht mehr mit irgendwelchen Tarifwerken herumschlagen. Und im Gegensatz zu anderen Lösungen musst du auch keine Angst haben, das Auschecken zu vergessen – das Ende der Fahrt erkennt Ticket Easy nämlich ebenfalls automatisch.
Derzeit unterstützt Ticket Easy in Deutschland nur die Fahrt mit der Bahn, wobei sowohl Fernverkehrs- als auch Nahverkehrszüge genutzt werden können. In einem weiteren Schritt sollen neben Car- und Bike-Sharing ebenfalls die einzelnen Verkehrsverbünde in Ticket Easy integriert werden. Langfristig möchte das 2015 gegründete Unternehmen Fahrkarten für die gesamte Reisekette von Haustür zu Haustür integrieren.
Das Projekt erinnert damit an Touch&Travel, das die Deutsche Bahn Ende des vergangenen Jahres einstellte. Tatsächlich basieren einzelne Module von Ticket Easy auf Touch&Travel, wie MotionTag-CEO Stephan Leppler dem Zugreiseblog verriet. Die neue Lösung soll nämlich in erster Linie in bereits bestehende Apps integriert werden. „Die Einbindung verschiedener Optionen liegt dann beim Anbieter“, sagt Leppler. Auf diesem Wege könnte beispielsweise das von der Deutschen Bahn zur Zeit entwickelte Live-Ticket die Technologie von MotionTag nutzen.
Der entscheidende Vorteil von Ticket Easy soll die Ermittlung des Reisepreises sein. Das junge Unternehmen verspricht dabei nichts weniger, als den jeweils günstigsten Preis für eine bestimmte Verbindung zu berechnen. Aber diese Aufgabe ist weit komplexer, als sie sich anhört: So müssen beispielsweise unterschiedliche Tarifmodelle verglichen und für die konkrete Fahrt ausgewertet werden.
Aus diesem Grund greift Ticket Easy im Rahmen der ersten Tests zunächst nur auf den Flexpreis der Deutschen Bahn zurück. Dieser ist aber in den seltensten Fällen – selbst bei einer spontanen Reise – tatsächlich der günstigste Preis. Gerade seitdem die Sparpreise bis kurz vor Abfahrt erhältlich sind, lohnt sich oftmals selbst kurzfristig ein Sparpreis. Mit Ticketstückelungen und anderen Tricks, lassen sich außerdem noch günstigere Fahrkarten buchen.
Ein Anbieter, der für eine Fahrt tatsächlich den günstigsten Preis berechnen will, muss also eine Vielzahl an unterschiedlichen Verbund- und Fernverkehrstarifen miteinander vergleichen, um die besten Kombination zu ermitteln. Oftmals ist es beispielsweise deutlich günstiger, einen Zug zu nehmen, der nur unwesentlich langsamer das Reiseziel erreicht.
Nach Ansicht von Leppler sind gerade solche Features aus Nutzersicht besonders wichtig. Da sich MotionTag aber in erster Linie als Technologielieferant versteht, müssten letztlich die Deutsche Bahn oder andere Partner entscheiden, was genau an Funktionen integriert wird.
Ein weiterer großer Vorteil der neuen App von MotionTag ist außerdem die bequeme Bedienung: Bei der Fahrt entfällt das manuelle Auschecken. Ticket Easy erkennt nämlich automatisch, welches Verkehrsmittel du nutzt und wann du deine Reise beendet hast. Lediglich am Fahrbeginn musst du dich kurz anmelden und die Starthaltestelle bestätigen.
Damit geht MotionTag mit Ticket Easy einen ähnlichen Weg wie beispielsweise ticket2go für den Nahverkehr in Baden-Württemberg. Auch bei dieser App wird anhand deines Standortes und der zurückgelegten Strecke jeweils der günstigste Preis ermittelt. Neben verbundübergreifenden Fahrten sollen hier in Zukunft ebenfalls Car- und Bike-Sharing-Angebote integriert werden.
Um die Preisberechnung einfacher zu machen, ist ab 2019 ein eigener Baden-Württemberg-Tarif geplant. Das Land hat in diesem Zusammenhang außerdem angekündigt, Lizenzen an App-Entwickler zu vergeben. Damit könnte also auch MotionTag den neuen Baden-Württemberg-Tarif direkt in Ticket Easy integrieren.
Mit Ticket Easy möchte MotionTag in Zukunft also die bequeme Reise von Haustür zu Haustür ermöglichen, ohne dass du dich mit unterschiedlichen Tarifen herumschlagen musst. Damit könntest du zum Beispiel zunächst mit dem Leihrad zum Bahnhof fahren, dann mit dem ICE weiterreisen und anschließend deinen eigentlichen Zielort mit dem Mietwagen erreichen.
MotionTag ist dabei aber nicht der einzige Anbieter eines solchen Haustür-zu-Haustür-Modells. So bietet etwa Qixxit einen Verkehrsmittelvergleich für ganz Deutschland. Dieser berechnet automatisch, welche Kombination aus Fernbus, Bahn, Mietwagen, Fahrrad oder Flugzeug für eine bestimmte Verbindung am günstigsten ist. Mittlerweile musste das zur Deutschen Bahn gehörende Unternehmen aber erkennen, dass es sich dabei um eine ausgesprochen anspruchsvolle Aufgabe handelt. Das ursprüngliche Konzept des Unternehmens, eine Haustür-zu-Haustür-Navigation zu bieten, wurde deshalb überarbeitet. Inzwischen konzentriert sich Qixxit nur noch auf die Verbindung zwischen den Stadtzentren.
Einen ähnlichen Weg wie MotionTag geht hingegen Daimler: Unter der Marke Moovel entsteht derzeit das „Betriebssystem der Mobilität“, das die Grundlage für ganz unterschiedliche Angebote darstellt. Der Automobilbauer entwickelt dabei beispielsweise für Städte die entsprechenden Apps für den Nahverkehr. Der Vorteil: Die Verkehrsverbünde sparen Entwicklungskosten und Moovel gewinnt im Gegenzug neue Kunden. Durch die Beteiligung am Kauf von Nokia Here dürfte Daimler außerdem einen wichtigen Wettbewerbsvorteil haben.
Was hältst du von Ticket Easy und vergleichbaren Lösungen? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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