Deutsche Bahn erprobt leuchtende Bahnsteigkante

In Süddeutschland testet die Deutsche Bahn ab sofort die leuchtende Bahnsteigkante. Diese leitet dich nicht nur zu den Türen des Zuges, sondern zeigt dir außerdem ebenfalls die Auslastung der einzelnen Wagen an. Verspätungen sollen hierdurch reduziert werden. Wie der intelligente Bahnsteig genau funktioniert, erfährst du in diesem Beitrag.

In Bad Cannstatt wird die leuchtende Bahnsteigkante getestet. Foto: Andreas Varnhorn / Deutsche Bahn AG

Leuchtende Bahnsteigkante der Deutschen Bahn in Bad Cannstatt

In Bad Cannstatt hat die Deutsche Bahn die erste leuchtende Bahnsteigkante in Deutschland installiert. Lichtfasern im Boden zeigen dir dort ab sofort an, wo der nächste Zug am Bahnsteig genau hält und in welchen Wagen noch ausreichend Sitzplätze vorhanden sind. Hierdurch sollen die Passagierströme besser gesteuert und Verspätungen reduziert werden.

Die intelligente Bahnsteigkante steht zunächst nur am Gleis 2 im Bahnhof Bad Cannstatt zur Verfügung. Dort wird sie im S-Bahn-Verkehr der Linien S 1, S 2 und S 3 erprobt. Der Bahnsteig leuchtet dabei bereits jeweils gut zwei Minuten vor der Einfahrt des nächsten Zuges. Somit hast du genügend Zeit, zu einem Abschnitt zu gehen, an dem die Auslastung im Zug noch nicht so hoch ist.

Der leuchtende Bahnsteig ist ein Pilotprojekt der Deutschen Bahn, das sie zusammen mit dem Berliner Unternehmen SIUT entwickelt hat. Es ist dabei zunächst auf eine Testphase von sechs Monaten beschränkt. Anschließend möchte die Bahn entscheiden, ob die intelligente Bahnsteigkante auch an anderen Bahnhöfen realisiert wird.

So funktioniert die leuchtende Bahnsteigkante

Für die leuchtende Bahnsteigkante verwenden die Deutsche Bahn und SIUT jeweils 670 Platten aus Lichtfaserbeton. Sie beinhalten speziell angeordnete Lichtwellenleiter und sind 30 Quadratzentimeter groß sowie acht Zentimeter dick. Durch eine Versiegelung werden außerdem Wasser, Schmutz und andere Partikel abgehalten.

Bereits seit über fünf Jahren forschen die Gründer von SIUT an der Verbindung von Licht und Beton. Insgesamt enthält der Lichtfaserbeton mittlerweile 15 verschiedene Komponenten. Sie sorgen dafür, dass sich Beton und Lichtsystem ohne Qualitätsverlust miteinander verbinden. Zudem lassen sich die Platten über einen kleinen Chip individuell ansteuern und so verschiedene Leuchtsymbole auf dem intelligenten Bahnsteig erzeugen.

Die leuchtende Bahnsteigkante zeigt dir deshalb nicht nur die Länge des einfahrenden Zuges genau an, sondern auch die Positionen der einzelnen Türen. Weiße pulsierende Linien weisen dir außerdem den Weg zur S-Bahn, sofern du außerhalb des Haltebereichs stehen solltest. Und die verschiedenen Farben stehen für die Auslastung der einzelnen Wagen.

Leuchtender Bahnsteig zeigt Auslastung der Züge an

Der leuchtende Bahnsteig in Bad Cannstatt zeigt dir nämlich ebenfalls die Auslastung des Zuges an. Diese wird dazu bereits an der Haltestelle vorher durch Kameras im Zug erfasst und ausgewertet. Personenbezogene Daten werden dabei nicht erhoben. Zudem ermittelt ein System des englischen Unternehmens OpenCapacity ebenfalls, wie viele Personen voraussichtlich an deinem Bahnhof den Zug wieder verlassen möchten.

Die geschätzte Auslastung des Zuges verdeutlicht der leuchtende Beton im Bahnsteig dann in den Farben rot, orange und grün. Die Deutsche Bahn möchte hierdurch insbesondere den Fahrgastwechsel deutlich schneller gestalten. Passagiere sollen möglichst nur an den Türen warten, an denen sie schnell ein- und aussteigen können. Gleichzeitig soll die leuchtende Bahnsteigkante dafür sorgen, dass Fahrgäste möglichst den gesamten Bahnsteig nutzen.

In verschiedenen Farben zeigt der intelligente Bahnsteig die Auslastung der Züge an. Foto: Andreas Varnhorn / Deutsche Bahn AG

Bisher versammeln sich nämlich gerade im S-Bahn-Verkehr die Fahrgäste oft in der Mitte des Bahnsteiges, wo sich meist die Treppen zum Bahnsteig befinden. Spannend dürfte im Praxistest deshalb die Frage sein, wie sich die Passagiere künftig tatsächlich verhalten. Wenn durch die intelligente Bahnsteigkante nämlich beispielsweise vermehrt Fahrgäste an vermeintlich schwach ausgelasteten Wagen warten, dürfte das neue System eher den gegenteiligen Effekt haben.

Dies könnte dann sogar dazu führen, dass der Fahrgastwechsel langsamer abläuft und mehr Verspätungen entstehen. Denkbar wäre allerdings ebenfalls, dass das System von OpenCapacity auf diesen Effekt bereits Rücksicht nimmt und die Darstellung der Auslastung auf der leuchtenden Bahnsteigkante entsprechend anpasst. Die Praxis wird letztlich zeigen, wie der intelligente Bahnsteig von den Fahrgästen in Bad Cannstatt genutzt wird.

Bahn testet Anzeige der Echtzeit-Auslastung ebenfalls im Regionalverkehr

Bereits seit knapp einem Jahr testet die Deutsche Bahn außerdem ein weiteres System, um die Auslastung der Züge den Fahrgästen in Echtzeit anzuzeigen. In Berlin und Brandenburg wurde hierzu das Colibri-System auf einigen Testzügen der RE-Linien 3 und 5 installiert. Über die App „Digital im Regio“ und Monitore siehst du dann die ungefähre Anzahl der Fahrgäste in den einzelnen Wagen.

Anders als bei der leuchtenden Bahnsteigkante erfolgt die Erfassung dabei nicht über Kameras im Zug, sondern spezielle Sensoren. Diese können zudem sowohl Erwachsene und Kinder voneinander unterscheiden als auch Fahrräder und Gepäckstücke erfassen. In den mit dem Colibri-System ausgestatteten Regionalzügen steht darüber hinaus auch ein kostenloses WLAN-Portal zur Verfügung, in dem du zum Beispiel Zeitungen lesen kannst und Informationen zu deinem Anschluss erhältst.

Colibri und die leuchtende Bahnsteigkante dienen also beide der Fahrgaststeuerung, zielen aber mitunter auf unterschiedliche Kundengruppen. Während sich Colibri eher an eine jüngere Zielgruppe mit Smartphone richtet, sorgt der intelligente Bahnsteig direkt am Bahnhof für eine entsprechende Auslastungssteuerung. In Zukunft könnte die Deutsche Bahn zudem beide Systeme miteinander verbinden und so noch mehr Komfort für die Fahrgäste schaffen.

Was hältst du von der leuchtenden Bahnsteigkante? Ich freue mich auf deinen Kommentar.

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