SBB Free Surf: Kostenloses Internet in Schweizer Zügen

Die SBB haben angekündigt, in den meisten Schweizer Zügen kein WLAN nachzurüsten. Stattdessen soll es per Beacon und der SBB Free Surf App zumindest für einige Reisende gratis Internet in der Bahn geben. Geschäftsreisende und Urlauber dürften über diese proprietäre Lösung allerdings wenig begeistert sein.

Kein WLAN in Schweizer Zügen: SBB setzen auf Beacon-Lösung für gratis Internet

In den Zügen der Schweizer Bundesbahnen (SBB) soll es endlich kostenloses Internet geben. Doch statt auf den den international üblichen WLAN-Standard zu setzen, möchten die SBB eine proprietäre Insellösung etablieren. Hierzu werden in den Zügen sogenannte Beacon installiert, die mittels Bluetooth mit dem Smartphone kommunizieren. Über die SBB Free Surf App lässt sich dann der gratis Zugang zum Internet freischalten. Ab Ende 2019 sollen erste Züge in der Schweiz mit der neuen Technologie ausgestattet sein.

Die SBB bevorzugen diese Beacon-Lösung, da sie deutlich günstiger als die Ausstattung mit WLAN-Funktechnik ist. Zudem sei die Mobilfunkversorgung in der Schweiz ausgezeichnet, sodass WLAN im Zug letztlich nur einen Flaschenhals darstelle. Tatsächlich liegt die durchschnittliche Downloadrate pro User schweizweit derzeit allerdings bei weniger als 10 Mbit/s, wie erst kürzlich die P3-Mobilfunkstudie ergab. Im Zug dürften diese Werte durch die hohe Anzahl an Fahrgästen noch einmal deutlich niedriger sein.

Auch die SBB geben nicht an, welche Bandbreite die einzelnen Reisenden durch die Beacon-Lösung durchschnittlich erwarten dürfen. Für einen besseren Empfang sollen künftig aber laserperforierte Scheiben sorgen, die für Mobilfunkstrahlen durchlässiger sind. Auf Mobilfunkrepeater möchten die Schweizer Bundesbahnen mittelfristig ebenfalls verzichten, da diese stets nur einen bestimmten Übertragungsstandard unterstützten. Bei der Umstellung von 4G/LTE auf 5G müssten sie deshalb jeweils ausgetauscht werden.

Um SBB Free Surf zu nutzen, musst du dich zunächst mit deiner Mobilfunknummer registrieren. Anschließend erhältst du einen entsprechenden Benutzercode. Zudem ist der Service nur in Verbindung mit einer Sim-Karte von Salt oder Sunrise verfügbar. Kunden des größten Schweizer Mobilfunkanbieters Swisscom bleiben hingegen außen vor. Für sie wird es weiterhin kein gratis Internet in Schweizer Zügen geben.

SBB Free Surf für Geschäftsreisende und Touristen keine Lösung

Darüber hinaus hat die proprietäre Beacon-Lösung der SBB einen weiteren gravierenden Nachteil: Sie funktioniert nur in Verbindung mit einer Sim-Karte. Wenn du also mit einem Tablet oder Notebook ohne LTE-Unterstützung im Zug unterwegs bist, hast du damit auch keinen Zugriff auf das gratis Internet. Dir bleibt allenfalls die Möglichkeit, mit deinem Smartphone einen mobilen Hotspot aufzubauen.

Gerade Geschäftsreisende haben es hierdurch im Vergleich zu einem normalen WLAN-Hotspot im Zug schwieriger, zumal die SBB noch nicht bekanntgegeben haben, ob ihre Insellösung für gratis Internet im Zug überhaupt den Aufbau eines mobilen Hotspots oder eines VPN unterstützt. Sollte dies nicht der Fall sein, müsstest du sowieso weiterhin dein normales Datenvolumen im Zug verbrauchen. Das Arbeiten in Schweizer Zügen bleibt damit ohne WLAN weiterhin schwierig.

Auch für Touristen ist die Beacon-Lösung der SBB alles andere als praktisch: Da sie im Regelfall nicht über eine Schweizer Sim-Karte in ihrem Smartphone verfügen, haben sie in der Bahn in der Schweiz künftig auch grundsätzlich keinen Zugriff auf das kostenlose Internet. Eine Einwahl in das Mobilfunknetz von Salt oder Sunrise im Roaming genügt nicht.

Eine Ausnahme sollen lediglich internationale Züge bilden. Aufgrund der schlechten Mobilfunkversorgung im Ausland würden diese ausnahmsweise mit WLAN ausgerüstet, erklären die SBB. Das Internet wird in diesen dann ebenfalls gratis zur Verfügung stehen. Auch die Deutsche Bahn bietet in ihren ICE in die Schweiz bereits seit Anfang des Jahres kostenloses WLAN.

Was hältst du von der geplanten Lösung der SBB für gratis Internet in Schweizer Zügen? Ich freue mich auf deinen Kommentar.