Coradia iLint: Premierenfahrt im Brennstoffzellenzug von Alstom
Mitte April gab es die Premierenfahrt des weltweit ersten Brennstoffzellenzuges: Der Coradia iLint von Alstom fuhr von Wiesbaden nach Frankfurt. Bereits ab diesem Sommer soll der neue emissionsfreie Wasserstoff-Zug in Niedersachsen in den regulären Fahrgastbetrieb gehen. Mehr zum Coradia iLint erfährst du in diesem Beitrag.
Wasserstoff-Zug Coradia iLint fährt von Wiesbaden nach Frankfurt
Für Alstom-Chef Dr. Jörg Nikutta war es ein „wichtiger Meilenstein und großer Schritt“: Am 13. April 2018 fand die weltweit erste Sonderfahrt mit Passagieren im Coradia iLint statt. Der Wasserstoff-Zug von Alstom legte dabei die gut 30 Kilometer lange Strecke von Wiesbaden zum Bahnhof Frankfurt-Höchst zurück.
Angetrieben wird der neue Zug allein von einer Brennstoffzelle, die Wasserstoff und Sauerstoff in Strom umwandelt. „Hört sich an wie Strom“, meinte deshalb auch ein Fahrgast, als der Coradia iLint den Wiesbadener Hauptbahnhof verließ. Und auch sonst ist bei der Betrachtung des Zuges und dessen Innenausstattung sehr wenig vom neuartigen Antrieb zu sehen.
Wer in der Nähe der Brennstoffzelle sitzt, hört beim Anfahren allerdings ein recht lautes Heulen. Dieses entstehe durch den notwendigen Luftaustausch und sei weitgehend dem Prototypenstatus des Zuges geschuldet, meint Alstom und verspricht Abhilfe für die Zukunft. Die Beschleunigung und die anderen Fahrgeräusche entsprechen aber sonst weitgehend normalen elektrischen Triebfahrzeugen.
Alstom: Coradia iLint legt mit einer Tankfüllung rund 1000 Kilometer zurück
Der Begriff Wasserstoff-Zug ist also eigentlich etwas ungenau, richtiger ist eher Brennstoffzellenzug. Der Coradia iLint erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h und legt mit einer einzigen Tankfüllung rund 1000 Kilometer zurück, wie sechswöchige Testfahrten unter Berücksichtigung verschiedener Netzsimulationen im vergangenen Jahr ergaben. Bei weniger anspruchsvollen Strecken kommt der Coradia iLint sogar noch einmal ein Stück weiter.
Hierbei wird auch die Energie beim Bremsen gespeichert und für den Betrieb der Systeme im Fahrzeug genutzt. Der Coradia iLint von Alstom ist zudem praktisch emissionsfrei und hilft so, im Rahmen der Energiewende die Treibhausgase zu reduzieren. Insgesamt können beim Betrieb von 25 Zügen innerhalb eines Netzes jährlich über 22000 Tonnen CO2 eingespart werden.
Für die Eisenbahnunternehmen lohnt sich laut Alstom der Coradia iLint ebenfalls: Zwar seien die Anschaffungskosten im Vergleich zu einem Dieselzug teurer. Bereits innerhalb des ersten Drittels der Lebensdauer werde allerdings bereits der Break-Even erreicht und über eine geschätzte Nutzzeit von 30 Jahre amortisiere sich der Brennstoffzellenzug ohnehin.
Brennstoffzellenzug deutlich leiser als Dieselfahrzeuge
Auch Anwohner entlang von Bahnstrecken dürften sich über den umweltfreundlichen Wasserstoff-Zug freuen: Der Coradia iLint mit Brennstoffzellenantrieb ist nämlich sehr leise. So sei er bei Tempo 140 weniger als halb so laut wie ein vergleichbares Dieselfahrzeug, erläutert Alstom. Im Standbetrieb beträgt der Lautstärkeunterschied sogar bis zu 16 Dezibel.
Die Wasserstofftankstelle für den Coradia iLint soll die Infraserv GmbH in der Nähe des Bahnhofs Frankfurt-Höchst bauen. Eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichneten Alstom und Infraserv anlässlich der Premierenfahrt. Noch stammt der Wasserstoff für den Betrieb des Brennstoffzellenzuges nämlich aus dem Industriepark Höchst, der dort als Abfallprodukt anfällt und sonst verbrannt werden müsste.
In Zukunft könnte der Wasserstoff aber auch noch umweltfreundlicher gewonnen werden: Den notwendigen Strom für die Elektrolyse liefern dann womöglich Windräder über Nacht, wenn der Stromverbrauch in Deutschland besonders niedrig ist. Die Leistung eines einzigen Windrades könnte dabei Wasserstoff für die Betankung von bis zu fünf Coradia iLint erzeugen.
Regulärer Einsatz des Wasserstoff-Zuges ab Sommer 2018
Bereits ab Sommer 2018 soll der Coradia iLint von Alstom außerdem in Niedersachsen im regulären Fahrgastbetrieb zum Einsatz kommen. Ab 2022 könnten dann ebenfalls erste Strecken in Hessen folgen. Die Ausschreibung für die hessischen Linien im Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) hat allerdings eben erst begonnen, sodass noch nicht klar ist, ob Alstom diese auch tatsächlich gewinnen wird.
Klar scheint hingegen zu sein, dass der Brennstoffzellenzug noch in diesem Jahr vom Eisenbahnbundesamt (EBA) endgültig zugelassen wird. Nach Angaben von Alstom-Geschäftsführer Nikutta soll es dabei angesichts der Wasserstofftanks auch keine Bedenken bei der Fahrt durch längere Tunnel geben. Damit stünde dem regulären Fahrgastbetrieb in Niedersachsen dann tatsächlich nichts mehr entgegen.
Was hältst du vom Brennstoffzellenzug Coradia iLint von Alstom? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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Klingt aufregend aber es wird sich noch zeigen, ob die finanzielle Seite überzeugt. Immerhin hat ein Zug den Vorteil, das Betanken mit H2 zu vereinfachen. Das ist wichtig weil vermutlich ein oder zwei Reduktionen im Druck übergangen werden können (wo jedesmal Energiekosten entstehen). Der grosse Vorteil ist dass hier auf nicht elektrifizierten Strecken mehr oder weniger von jetzt auf gleich gefahren werden kann.
Mich würde interessieren, welche Brennstoffzelle (Typ, kW) von welcher Firma hat Alsom in dem Zug verbaut?
Die Wasserstoff Brennstoffzelle ist ja inzwischen Stand der Technik. Auch die Verwendung von Abfall Wasserstoff aus Industrieproduktionen (Beispiel auch: H2 Busse in Köln, betankt von Abfall Wasserstoff in Hürth). Die Problematik der H2 Technologie ist nach wie vor der schlechte Wirkungsgrad bei der H2 elektrolyse und die Verluste bei seiner Verdichtung, um ausreichende Mengen in der Fahrzeugen speichern zu können. Wo nur kurze fahrleitungslose Strecken überbrückt werden müssen, ist die Batterietechnologie (Laden unter Fahrleitung, möglichst an beiden Endbahnhöfen) vom Wirkungsgrad her noch überlegen, Insbesondere, wenn Akkus mir einer Restkapazität <80% als stationäre Speicher weiter verwendet werden.