EU-Kommission beerdigt FreeInterrail
Die Europäische Kommission hat sich gegen das vom EU-Parlament gestartete FreeInterrail-Projekt ausgesprochen. Ein kostenloses Interrail-Ticket zum 18. Geburtstag sei zu teuer und benachteilige ärmere Jugendliche. Welche Alternative es stattdessen geben soll, erfährst du in diesem Beitrag.
FreeInterrail vor dem Ende: Doch kein kostenloses Interrail-Ticket zum 18. Geburtstag
Es war eines der neuen Vorzeigeprojekte des Europäischen Parlaments: Alle Jugendlichen sollten zum 18. Geburtstag ein kostenloses Interrail-Ticket erhalten, um Europa besser kennenzulernen. Aber daraus wird wohl nichts. Wie die Financial Times unter Berufung auf EU-Kreise berichtet, hat die Europäische Kommission das Projekt „FreeInterrail“ offiziell abgelehnt.
Der Grund seien zum einen die hohen Kosten. So gibt es Schätzungen, wonach das Projekt jährlich rund zwei Milliarden Euro kosten würde. Die britische UKIP-Abgeordnete Jill Seymour nennt FreeInterrail in diesem Zusammenhang deshalb eine „schlecht getarnte Bestechung“ und eine „Verschwendung von Milliarden“. Aus der EU-Kommission heißt es zudem, es gebe logistische Probleme, die Tickets an die Jugendlichen zu verteilen. Und auch die Verhandlungen mit den an Interrail beteiligten Bahnunternehmen schreckt die Kommission ab.
Bereits Ende des vergangenen Jahres kamen erste Zweifel auf, ob das Projekt tatsächlich umgesetzt wird. So verwies die EU-Kommission schon damals darauf, dass ein kostenloser Bahnpass durch Europa andere Verkehrsmittel benachteilige. Daher müssten beispielsweise auch Flugzeuge und Busse mit in die Planungen eingebunden werden. Hierdurch wurde deutlich, dass die Kommission FreeInterrail entgegen vieler offizieller Beteuerungen eher skeptisch gegenübersteht.
Schulen sollen lieber einen Ausflug nach Brüssel unternehmen
Und noch ein weiterer Grund fällt der Europäischen Kommission jetzt ein: Ärmere Jugendliche würden durch ein kostenloses Interrail-Ticket benachteiligt, weil sie sich die Kosten für die Übernachtungen nicht leisten könnten. Zudem müssten Jugendliche, die gar nicht erst auf dem Festland lebten, zusätzlich noch die Kosten für eine Fähre bezahlen. Engländer können damit wohl kaum gemeint sein – immerhin ist seit Jahresbeginn der Eurostar offiziell im Interrail-Ticket enthalten.
Statt also FreeInterrail zu verwirklichen, hat die EU-Kommission eine andere grandiose Idee: Danach bekommen Jugendliche kein Bahnticket mehr, sondern das Geld soll den Schulen in Europa zu Gute kommen. Diese erhalten nach den neuesten Plänen nämlich ein extra Reisebudget.
„Damit können Schulklassen zum Beispiel einen Ausflug nach Brüssel unternehmen“, zitiert die Financial Times einen EU-Beamten. 2,5 Millionen Euro möchte die Kommission in diesem Jahr für ein entsprechendes Pilotprojekt ausgeben. Die genauen Pläne werden offiziell im März vorgestellt.
Aktivisten kämpfen weiter für FreeInterrail
Der Vorsitzende der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, Manfred Weber, möchte die Absage hingegen nicht hinnehmen und sich weiter für FreeInterrail einsetzen. Auf Twitter schrieb der CSU-Politiker, die Ablehnung käme von Anti-Europäern. Zudem habe er gerade erst mit Bahn-Vorstand Ronald Pofalla über das Projekt gesprochen. Das kostenlose Interrail-Ticket für alle Jugendlichen werde Schritt für Schritt verwirklicht.
Volle Unterstützung für die #Interrail-Initiative für alle 18-Jährigen. Gutes Gespräch mit Bahn-Vorstand Ronald Pofalla. #DiscoverEU pic.twitter.com/ClXdGaFIUY
— Manfred Weber (@ManfredWeber) February 7, 2017
Dazu gehört auch ein Interrail-Gewinnspiel, das die CDU/CSU-Gruppe im EU-Parlament gestartet hat. Dabei können alle 18- bis 20-jährigen einen Interrail-Pass gewinnen. Die Teilnahme ist noch bis Ende Februar über die Facebook-Seite der Gruppe möglich. Mit der Verlosung soll ebenfalls getestet werden, wie gut Interrail tatsächlich bei Jugendlichen ankommt.
Und auch die beiden Aktivisten Vincent-Immanuel Herr und Martin Speer kämpfen weiter für FreeInterrail. Immerhin waren sie es, die die Idee ursprünglich in Umlauf brachten. Insbesondere den alternativen Plan der EU-Kommission lehnen sie entschieden ab, da solche Programme normalerweise nur von einem winzigen Teil der Schüler genutzt werden könnten.
Was hältst du vom Alternativvorschlag der EU-Kommission zu FreeInterrail? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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