Traumberuf Lokführer: Bahn-Azubis treffen Vorstand
Große Verantwortung und auch ein bisschen Nervenkitzel bringt die die Ausbildung als Lokführer mit sich. Bei einem Gespräch mit Personenverkehrsvorstand Berthold Huber berichten Azubis, warum für sie Lokführer noch immer der Traumberuf schlechthin ist und was sie sich von der Deutschen Bahn im Arbeitsalltag wünschen.
Lokführer ist noch immer ein Traumberuf
„Ein bisschen nervös war ich vor dem Treffen schon“, erzählt Lukas Löhr. Der Azubi bei der S-Bahn München hatte am Montag zusammen mit drei weiteren angehenden Lokführern die Gelegenheit, mit dem Personenverkehrsvorstand der Deutschen Bahn, Berthold Huber, zu sprechen. Und eines wurde bei dem lockeren Gespräch schnell klar: Für alle von ihnen ist Lokführer der absolute Traumberuf.
Tatsächlich absolvieren inzwischen aber immer weniger Jugendliche eine Ausbildung zum Lokführer. Die Deutsche Bahn und viele Privatbahnen suchen händeringend nach Personal. „Wir haben eher zu wenig als zu viele Lokführer“, bestätigt Huber. Daran würden auch Digitalisierung oder vielleicht irgendwann einmal autonome Züge nichts ändern. „Lokführer ist ein sicherer Beruf“, davon ist der Bahn-Vorstand überzeugt.
Manchmal rät allerdings sogar das persönliche Umfeld von einer Ausbildung als Lokführer ab. „Meine Mutter hat mich schon kritisch gefragt, ob ich mir das denn gut überlegt habe“, sagt etwa Löhr. Nach dem Abitur hat er zunächst vier Semester Germanistik studiert. Aber das Studium gefiel ihm nicht, weshalb er sich schließlich seinen Kindheitstraum erfüllte: die Ausbildung zum Lokführer.
Riccardo Riccoboni kam sogar extra aus Italien zurück nach München, um hier seine Ausbildung bei der S-Bahn als Lokführer zu beginnen. Auch ihn packte der Eisenbahnervirus früh: Bereits sein Großvater arbeitete für die Bahn und war etwa an der Planung der Stammstrecke in München beteiligt. Als Kind begleitete er ihn manchmal zur Arbeit. Für ihn ist Lokführer ebenfalls ein Traumberuf.
Traumberuf Lokführer trotz Digitalisierung – Azubis wünschen sich mehr Tablets
Viele Jugendliche schrecken vor einer Ausbildung als Lokführer auch deshalb zurück, weil sie glauben, in Zukunft aufgrund der zunehmenden Digitalisierung vielleicht irgendwann einmal überflüssig zu werden. Eine Befürchtung, die Berthold Huber nicht teilt. Zwar wisse niemand, wie sich die Arbeit als Lokführer genau verändere. Lokführer würden aber nach seiner Einschätzung weiter benötigt. Und auch die Auszubildenden bei der Deutschen Bahn begreifen die Digitalisierung eher als Chance.
Sascha Matecka und Marcus Boeck, die derzeit eine Ausbildung bei der DB Cargo in Ingolstadt absolvieren, wünschen sich zum Beispiel Tablets für alle Bahn-Azubis. So könnten sie alle Regelwerke und Vorschriften jederzeit abrufen und müssten nicht erst durch dicke unhandliche Ordner blättern. Dies spare bei der Arbeit viel Zeit, sagen die angehenden Güterlokführer.
Für Berthold Huber eine sinnvolle Forderung. „Es ergibt wenig Sinn, wenn wir zwar einerseits bei der Bahn immer von Digitalisierung reden, dann aber gut ausgebildete Lokführer erst mal Papier sortieren lassen“, sagt er. Letztendlich sei es aber natürlich auch eine Kostenfrage. Immerhin: Seit dem Lehrjahr 2017 erhalten alle Lokführer-Azubis bei der Deutschen Bahn ein eigenes Tablet.
Bahn-Vorstand Huber: „Lokführer wird es auch noch in 40 Jahren geben“
Ein weiteres wichtiges Thema, das viele Eisenbahner bewegt, sind autonome Züge. Für Vorstand Berthold Huber ist dies vor allem im Gütertransport ein Thema. Hier ergäben sich durch Automatisierung Chancen für die Deutsche Bahn. Eines ist für Huber dabei allerdings sicher: „Auch in 40 Jahren wird es noch Lokführer geben.“ Daran würden auch autonome Systeme nichts ändern. „Ich rate deshalb jungen Menschen noch immer, eine Ausbildung als Lokführer zu beginnen.“
Bahn-Azubi Lukas Löhr sieht die autonomen Fahrzeuge hingegen insgesamt noch recht kritisch – insbesondere im Störungsfall. „Wenn eine S-Bahn im Tunnel liegen bleibt, braucht es fachkundiges Personal, um die Passagiere heraus zu begleiten“, sagt er. Der Lokführer sei zudem bei Störungen oder Problemen meist der erste Ansprechpartner für die Fahrgäste. Zudem hätten viele Menschen Angst vor fahrerlosen Systemen.
Deutsche Bahn Vorstand Berthold Huber stimmt zwar grundsätzlich zu, dass im Notfall schnell Personal zu den Fahrgästen gelangen müsste. Gleichzeitig gibt er aber zu bedenken, dass sich die Einstellung der Menschen selbst langsam ändere. So sei es früher für viele Menschen etwa undenkbar gewesen, Geld am Automaten statt am Bankschalter abzuheben. Ein solches Umdenken gebe es aus seiner Sicht irgendwann auch bei fahrerlosen Autos oder anderen autonomen Systemen.
Bessere Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Konzernteilen
Daneben bewegt die Bahn-Azubis noch ein weiteres Thema: Sie wünschen sich eine bessere Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Konzernteilen der Deutschen Bahn. „Es wäre zum Beispiel schön, wenn wir als Auszubildende bei der DB Cargo auch mal mehr Einblick bei der S-Bahn München oder DB Regio gewinnen könnten“, sagt Marcus Boeck.
Ein Wunsch, den auch Berthold Huber versteht, der derzeit als Vorstand kommissarisch ebenfalls für den Güterverkehr zuständig ist. Während seiner Zeit bei der DB Regio Bayern habe er sich zum Beispiel oftmals über die DB Netz aufgeregt, wenn etwas nicht funktionierte. „Inzwischen habe ich aber praktisch in allen Bereichen bei der Deutschen Bahn gearbeitet.“ Hierdurch verstehe er jetzt viel besser, warum eine bestimmte Entscheidung getroffen wird.
„Zusammenarbeit in der Bahn-Familie ist immer besser als Wettbewerb“, meint Huber. Soweit möglich sollten die angehenden Lokführer deshalb in Zukunft auch bereits während der Ausbildung verstärkt Einblick in die anderen Konzernbereiche erhalten. Dies sei auch wichtig, um bei Störungen schneller reagieren zu können.
Viel Verantwortung als Lokführer bei der Bahn
Darüber hinaus sind sich Bahn-Vorstand und Auszubildende einig, wie anspruchsvoll die Tätigkeit eines Lokführers ist. Das gelte für die S-Bahn-Fahrer, die für viele hundert Fahrgäste verantwortlich seien, ebenso wie für die Güterlokführer, die mitunter gefährliche Stoffe transportierten. „Ich durfte einmal einen Leerzug in die Abstellung fahren“, erzählt Huber. Daher wisse er, wie schwierig die Arbeit sei.
Die große Verantwortung als Lokführer sei für sie aber auch ein Ansporn, sagen die Azubis. Und noch aus einem anderen Grund ist Lokführer ein Traumberuf für sie: Wenn sie die Begeisterung in den Augen der Kinder sehen, die am Bahnübergang warten und ihnen zuwinken.
Ist heute Lokführer noch immer ein Traumberuf? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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Na ja, die Bahn und auch andere EVU’s müssen sich nicht wundern, das sich immer weniger Leute für den Beruf entscheiden. Ich bin selber Lokführer und muss sagen, dass die Bezahlung grottenschlecht ist. Also eine Familie kann man damit nicht finanzieren. Eine Wohnung in Arbeitsplatznähe auch nicht. Also was soll die Heuchelei seitens der AG wegen fehlender Kandidaten. Zahlt einfach mehr und das Problem wird sich auf wundersame Weise wie von selbst lösen.
Das denke ich mir auch. Hier scheint es das gleiche Problem wie im Pflegebereich zu geben. Würde man den Leuten bessere Gehälter zahlen, gäbe es das Problem gar nicht.
Alle wollen direkt bei DB arbeiten, gutes Geld verdienen, aber billig mit Flixbus reisen. Leute das hat keine Lösung :-)