Zeitkarten der Bahn: Einschränkungen für Züge zwischen Erfurt und Gera
Die Deutsche Bahn schränkt ab Dezember 2018 ihre Zeitkarten teilweise ein: Zwischen Erfurt und Gera dürfen Inhaber einer ICE- oder IC-Zeitkarte dann nicht mehr im Nahverkehr fahren, sofern auf dieser Strecke der Start- oder Zielbahnhof liegt. Mehr dazu erfährst du in diesem Beitrag.
ICE und IC-Zeitkarten gelten zwischen Gera und Erfurt nicht im Nahverkehr
Ab Dezember verbessert die Deutsche Bahn in Mitteldeutschland ihr Intercity-Angebot. So verkehren dann täglich bis zu drei IC-Zugpaare zwischen Nordrhein-Westfalen und Kassel über Erfurt und Jena bis nach Gera. Gerade die IC zwischen Erfurt und Gera dürften bei Pendlern beliebt sein. Sofern sie über eine Zeitkarte verfügen, müssen sie sich allerdings auf Einschränkungen einstellen.
Die Bahn ändert nämlich ausdrücklich für die Strecke zwischen Erfurt und Gera die Regelungen für Inhaber einer Zeitkarte. Bisher war es so, dass diese mit einer ICE-, EC- oder IC-Zeitkarte ebenfalls die parallel verkehrenden Nahverkehrszüge nutzen durften. Zum Fahrplanwechsel 2018/2019 ist dies allerdings nicht mehr möglich. Dann ist dort die Fahrt im Nahverkehr ausgeschlossen.
ZRB-Überblick: ICE-, EC und IC-Zeitkarten gelten nicht im Nahverkehr | |
Zeitpunkt | Strecke |
ab 9. Dezember 2018 | Erfurt – Gera |
Die neue Regelung gilt zunächst nur für die IC, die zwischen Erfurt und Gera verkehren. Laut den neuen Beförderungsbedingungen ist dabei ausschlaggebend, dass Start- und Zielbahnhof auf der Strecke zwischen Erfurt und Gera liegen. In diesem Falls darfst du dann mit einer ICE-oder IC/EC-Zeitkarte auf diesem Streckenabschnitt künftig keine Nahverkehrszüge der Produktklasse C mehr nutzen.
Grundsätzlich ist die Bestimmung in den Beförderungsbedingungen offen formuliert. Sie gilt für alle Strecken, die in der dazugehörigen Anlage genannt sind. Aktuell ist dies zwar nur Gera-Erfurt, in Zukunft könnten durch die offene Formulierung aber natürlich noch weitere Strecken hinzukommen. Dies wäre jedenfalls für Zeitkarten-Inhaber eine Abkehr von der Regel, dass Fahrkarten einer höheren Produktklasse auch immer in der niedrigeren Produktklasse gelten.
In diesen IC gelten ebenfalls Nahverkehrstickets
Aber auch der umgekehrte Fall ist möglich: Auf einigen Strecken gelten nämlich reine Nahverkehrszeitkarten ebenfalls in IC-Fernverkehrszügen. Aktuell betrifft dies die Verbindungen zwischen Stuttgart und Konstanz, Rostock und Stralsund, sowie zwischen Norddeich Mole und Emden Außenhafen, Bremen und Leer. Im ICE darfst du mit einem Nahverkehrsticket hingegen auch auf diesen Strecken nicht reisen.
ZRB-Überblick: Nahverkehrszeitkarten mit Gültigkeit im Fernverkehr | |
Züge | Strecke |
IC | Norddeich Mole – Bremen |
IC | Norddeich Mole – Leer |
IC | Norddeich Mole – Emden Außenhafen |
IC | Rostock hbf – Stralsund Hbf |
IC | Stuttgart Hbf – Konstanz Hbf |
Diese Regelung gilt ausdrücklich nur für Zeitkarten und Flexpreis-Tickets der Produktklasse C. Mit einem Sparpreis darfst du also weiterhin nur die IC und ICE nutzen, die du bei der Buchung bereits ausgewählt hast. Sofern du einen Sparpreis mit Nahverkehrsanteil gebucht hast, kannst du auf dem entsprechenden Abschnitt außerdem ausschließlich mit Nahverkehrszügen reisen. Dies betrifft also ebenfalls die oben genannten Strecken in Baden-Württemberg, Niedersachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern.
Hast du Erfahrungen gemacht mit den Einschränkungen bei Bahn-Zeitkarten zwischen Erfurt und Gera? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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Mit anderen Worten: Man braucht bald ein Hochschulstudium, um alle Sonderlösungen der Deutschen Bahn zu kennen und zu verstehen. Einfach geht anders.
„…Man braucht bald ein Hochschulstudium…“
Schon so hier in Großbritannien!
zB: https://www.northernrailway.co.uk/tickets/28-off-peak
https://www.eastmidlandstrains.co.uk/tickets-deals/ticket-types/
usw, usw….
Wirklich nachvollziehbar finde ich diese Einschränkung nicht… Wenn nur 3 Zugpaare am Tag verkehren, heißt das umgekehrt, dass man möglicherweise mehrere Stunden auf den nächsten IC warten muss, wenn man seinen Zug verpasst, anstatt einfach mit dem nächsten RE / der nächsten RB zu fahren. Kundenfreundlich finde ich das nicht, aber das ist man ja von der DB gewohnt…
Ab Dezember gelten alle Nahverkehrsfahrscheine auch im IC zwischen Gera und Erfurt. Damit sind reine Ferneverkehrszeitkarten überflüssig, genauso wie aktuell, weil es ja noch keinen Fernverkehr dort gibt.
Die neue Bestimmung in den Beförderungsbedingungen ist leider nicht ganz klar formuliert. Es könnte nämlich nicht nur die betreffen, die ausschließlich zwischen Gera und Erfurt pendeln, sondern auch alle anderen ICE- oder IC-Zeitkarteninhaber, für die Erfurt-Gera nur eine Teilstrecke ist.
Der Haken liegt doch wo ganz anders, nämlich in dem überteuerten VMT-Verbund, der keine Bahncard 50 anerkennt. Dadurch ist es auf bestimmten Relationen günstiger ein IC-Ticket zu kaufen, auch bei Monatskarten. Dieses Schlupflocht versucht man hier zu schließen. Ich hasse diese doofen Verbünde, die 1. teuer sind und 2. keine Bahn-Bonus-Punkte bringen und 3. die Kinder knallhart abkassieren (im Fernverkehr bis 14 Jahren kostenfrei)
Hallo Franz, vielen Dank für den Hinweis auf die Nichtanerkennung der BahnCard 50. So wird die Intention des Verbots klarer.
Innerhalb des VMT wird die BahnCard 50 durchaus anerkannt: Die Einzelfahrt BahnCard ist etwa 25 % günstiger als die Einzelfahrt, jedoch unabhängig davon, ob man eine BahnCard 50 oder eine BahnCard 25 hat. Dazu zwei Preisbeispiele:
Eine Fahrt von Weimar nach Erfurt im IC kostet 4,50 € bis 4,75 € mit BahnCard 50 (Flexpreis, abhängig vom Wochentag). Im RE oder in anderen Nahverkehrszügen kostet die Fahrt je nach Ticket 5,80 € (Einzelfahrt), 4,30 € (Einzelfahrt BahnCard) oder 5,60 € (VMT-Hopper-Ticket, einfache Fahrt, wochentags erst ab 9:00 Uhr). Hier ist das Verbundticket mit BahnCard-Rabatt also günstiger als das IC-Ticket mit BahnCard-50-Rabatt und enthält zudem die Nutzung des städtischen Nahverkehrs am Start- und Zielort.
Eine Fahrt von Weimar nach Gotha im IC kostet 7,00 € bis 7,25 € mit BahnCard 50 (Flexpreis, abhängig vom Wochentag). Im RE oder in anderen Nahverkehrszügen kostet die Fahrt je nach Ticket 10,30 € (Einzelfahrt), 7,70 € (Einzelfahrt BahnCard) oder 5,60 € (VMT-Hopper-Ticket, einfache Fahrt, wochentags erst ab 9:00 Uhr). Hier ist das IC-Ticket mit BahnCard-50-Rabatt günstiger als das Verbundticket (mit Ausnahme des VMT-Hopper-Tickets), was vermutlich an der degressiven Preisgestaltung des DB-Tarifs liegt.
Immerhin gibt es im VMT überhaupt die Möglichkeit, seine BahnCard auf verbundrauminternen Fahrten einzusetzen. Andere Verkehrsverbünde, z. B. der Verkehrsverbund Oberelbe im Großraum Dresden, bieten diese Möglichkeiten nicht (dort gibt es für Zeitkarteninhaber allerdings die Regelung, den Fernverkehr zwischen Dresden und Riesa ohne Aufpreis zu nutzen). Besser für BahnCard-Inhaber wäre grundsätzlich natürlich eine Lösung wie im MDV, wo für reine Bahnfahrten im Nahverkehr innerhalb des Verbundgebietes neben dem Verbundticket auch Tickets mit BahnCard-50- und BahnCard-25-Rabatt angeboten werden, wohlgemerkt zu unterschiedlichen Preisen für BahnCard-50- und BahnCard-25-Inhaber.
Das nur als Anmerkung zu der Aussage, eine BahnCard 50 würde innerhalb des VMT nicht anerkannt.
Kleine Anmerkung zur Erläuterung: MDV steht für den Mitteldeutschen Verkehrsverbund im Großraum Leipzig/Halle, der Verkehrsverbund Oberelbe hat das Kürzel VVO. Wurde im Eifer des Schreibgefechts vergessen zu erwähnen. ;-)
Der VMT war von Anfang an auffällig dafür, dass die reinen Bahntarife ausgehebelt wurden. Keine Anerkennung der BC50, teure Kindermitnahme verglichen zum „richtigen“ Bahntarif. In bestimmten Konstellationen gab es Preiserhöhungen von mehreren 100 Prozent, z.B. für eine Familie mit Kindern, bei denen die Eltern BC-Inhaber waren. Es gab einst eine Internetseite, die die Preistreiberei des VMT und seine gesamte Widerwärtigkeit dokumentierte: http://www.vmt-kritiker.de – seltsamerweise ist die Seite nach einigen Jahren verschwunden. archive.org hat leider nicht die Unterseiten archiviert, aber die Einsteigsseiten sind noch lesbar und reichen als „Appetizer“ vollauf:
https://web.archive.org/web/20130824100615/http://www.vmt-kritiker.de/
https://web.archive.org/web/20130916140750/http://www.vmt-kritiker.de/was-wir-kritisieren/
https://web.archive.org/web/20080920174613if_/http://www.vmt-kritiker.de:80/_img/vmt-preisentwicklung.pdf
https://web.archive.org/web/20081021105854/http://www.vmt-kritiker.de:80/tips-und-tricks/
Anfangs lohnte es sich teils heftig, einen Start- oder Zielort außerhalb des VMT-Gebietes zu wählen beim Fahrkartenkauf, man kam dann mit BC50 weitaus günstiger ans Ziel als mit einem regulären Ticket im VMT-Tarif. So war es z.B. äußerst hilfreich, von Jena West nach Gera Ost zu lösen statt nach Gera Hbf. Soweit ich mich erinnere war Weimar – Rothenstein auch billiger als die viel kürzere Verbindung Weimar – Jena West. Durch Aufblähung des VMT wurde diese Möglichkeit für die meisten Verbindungen inzwischen unattraktiv gemacht.
Inzwischen hat der VMT auch das Hopper-Ticket gekillt und durch das teurere VMT-Hopper-Ticket ersetzt, in dem formal der örtliche ÖPNV an Start- und Zielort inkludiert ist – doch diesen ÖPNV gibt es im weitgehend ländlichen Raum oft gar nicht außerhalb der wenigen Städte – das VMT-Gebiet liegt nunmal in Thüringen und nicht in RheinMain oder Berlin. Und selbst in den Städten heißt „Verbund“ beim VMT nur, dass man für alles zahlt, nicht aber, dass Anschlüsse garantiert oder Fahrzeiten aufeinander abgestimmt wären. Wenn ich vom Bahnhof zu Fuß schneller zu Hause bin als mit einem verfügbaren örtlichen Nahverkehr, wird das schon schräg. Über das Thema „Fahrrad“ will man da gar nicht erst nachdenken: die Mitnahme in den NV-Zügen in Thüringen ist glücklicherweise noch kostenlos, man zahlt mit seinem VMT-Ticket zwar zwangsweise sein angebliches Weiterkommen im örtlichen NV, doch der nimmt kein Fahrrad mit oder nur gegen extra-Ticket oder der NV existiert gar nicht – oder man will ja eventuell sogar ab Bahnhof sein Fahrrad ganz bewusst benutzen.
Jahrelang war das VMT-Hopper-Ticket nur am Bahnhof erhältlich. Man musste also sich zum Bahnhof beamen, konnte das Ticket lösen, sich dann zurück zum eigentlichen Startpunkt beamen und ab dort die im Ticket inkludierte örtliche ÖPNV-Leistung nutzen. Offenbar um juristischen Problemen, die sich aus dieser bizarren Unmöglichkeit ergeben, zu umgehen, hat man das Ticket dann später nicht mehr als bereits entwertet ausgespuckt, sondern eine Vorverkaufsmöglichkeit geschaffen. Man konnte also irgendwann vorher zum Bahnhof fahren (mit welchem Ticket?), um sich „für demnächst“ sein VMT-Hopper-Ticket zu kaufen.
Ich hatte als viele Jahre in Gera und Jena Lebender und Arbeitender immer das Gefühl, einziger Sinn des VMT ist, mit den erhöhten Fahrpreisen die Finanzierung des Konstruktes „VMT“ sicherzustellen. Einen Nutzen hatte ich seltenst, meist hatte ich finanzielle Verluste und das Gefühl, mit unsäglicher Arroganz abgezockt zu werden. Ich fühle mich auch heute noch unwohl, wenn ich in der Region bin, Geld für ein VMT-Ticket in einen Automaten zu stecken. Ich würde mit meinem Geld lieber einen wirklich vernetzten und anständigen Nahverkehr mit niedriger finanzieller Nutzungshürde unterstützen und nicht diesen Hochglanzverein, ohne den ich weitaus günstiger und unter Anerkennung meiner legal erworbenen Rechte (BC50) ans Ziel kam.