EU Travel Pass: „Free Interrail“-Mogelpackung der EU-Kommission
Alle Jugendlichen in Europa sollen zum 18. Geburtstag ein kostenloses Interrail-Ticket erhalten. Einen ersten Testlauf möchte die Europäische Kommission noch in diesem Jahr mit dem EU Travel Pass starten. Doch dabei handelt es sich nicht um die Umsetzung von Free Interrail, sondern eine echte Mogelpackung.
Kostenloses Interrail-Ticket für Jugendliche geplant
Bereits seit drei Jahren fordern die Aktivisten Vincent-Immanuel Herr und Martin Speer ein kostenloses Interrail-Ticket für alle Jugendlichen. Das Ziel: Den interkulturellen Austausch fördern und Europa besser begreifbar machen. Wie ginge das besser als bei einer Bahnfahrt durch 30 Länder in Europa? Free Interrail tauften sie deshalb im Jahr 2015 ihr Projekt.
Nachdem es im vergangenen Jahr zunächst danach aussah, dass die EU-Kommission Free Interrail endgültig beerdigt, keimt jetzt doch wieder ein Fünkchen Hoffnung: In der Finanzplanung des Haushaltsentwurfs für die Jahre 2021 bis 2027 sind nämlich insgesamt 700 Millionen Euro dafür vorgesehen. Damit möchte die Europäische Kommission nach eigenen Angaben zeigen, dass sie das Projekt weiterhin unterstützt.
Und damit nicht genug: Einen ersten Testlauf zu Free Interrail soll es noch in diesem Jahr geben. Hierzu möchte die Europäische Kommission erstmals den EU Travel Pass herausgeben. Mit diesem kannst du dann einen Monat lang mit der Bahn durch ganz Europa fahren – wäre da nicht eine entscheidende Einschränkung.
Free Interrail geht anders: EU Travel Pass gilt in maximal vier Ländern
Tatsächlich handelt es sich beim EU Travel Pass nämlich um eine echte Mogelpackung: Von Free Interrail kann keine Rede sein, vielmehr musst du dich im vornherein auf vier Länder beschränken. Normalerweise gilt das Interrail-Ticket hingegen in bis zu 30 Ländern in ganz Europa.
Zwar mag es durchaus sinnvoll sein, sich bei Reisen auf ein bestimmtes Land zu konzentrieren. Die strikte Festlegung auf maximal vier Reiseländer nimmt jedoch viel vom typischen Interrail-Charme, da die Flexibilität und Reisefreiheit stark beschränkt werden. 18-jährige Finnen oder Rumänen kommen damit beispielsweise maximal bis nach Frankreich, ein Interrail-Trip nach Spanien oder Portugal ist mit dem EU Travel Pass so gar nicht möglich.
Zudem heißt es im europäischen Jugendportal, dass du zwar hauptsächlich mit dem Zug unterwegs sein wirst. Aber die Eisenbahn ist nicht das einzige Verkehrsmitteln, für das der Travel Pass der Europäischen Union gilt. So kannst du ebenfalls jederzeit auf den Fernbus oder eine Fähre umsteigen, „wenn dies ökologisch und von der Reisezeit und Entfernung her vertretbar ist“. Was dies konkret bedeutet, ist unklar. Und in Ausnahmefällen darfst du sogar fliegen.
18-jährige Europäer können Travel Pass gewinnen
Ein weiterer Unterschied zur ursprünglichen Free Interrail Initiative von Herr&Speer: Nicht alle 18-jährigen erhalten ein kostenloses Interrail-Ticket, sondern nur maximal 15000 können einen EU Travel Pass gewinnen. Hierzu wird ab Juni ein Wettbewerb über einen Zeitraum von rund zwei Wochen veranstaltet.
Um daran teilzunehmen, musst du die Staatsangehörigkeit eines EU-Mitgliedslandes besitzen und im europäischen Jugendportal ein Bewerbungsformular ausfüllen sowie einige Quizfragen richtig beantworten. Entscheidend ist außerdem dein Alter: Zum Zeitpunkt der Bewerbung musst du nämlich genau 18 Jahre alt sein.
ZRB-Kurzinfo: EU Travel Pass Gewinnspiel | |
Teilnahmevoraussetzungen: | Staatsangehörigkeit eines EU-Mitgliedslandes |
Alter muss zum Zeitpunkt der Bewerbung genau 18 Jahre betragen | |
Bewerbung: | Bewerbungsformular und Quiz (ab Juni 2018) |
Länder: | maximal vier Länder in der Europäischen Union |
Verkehrsmittel: | Zug, Bus, Fähre, Flugzeug |
Anzahl der Gewinner: | 15000 |
Beginn der Interrail-Tour: | Juli bis September 2018 |
Jetzt am Interrail-Gewinnspiel teilnehmen! |
Ob du dich bei Abgabe der Bewerbung auch schon auf die vier zu bereisenden Länder festlegen sollst, ist aktuell noch nicht bekannt. Dies wäre eine weitere Einschränkung der ursprünglichen Idee von Free Interrail. Wenn du zu den glücklichen Gewinnern einen EU Travel Pass gehörst, kannst du deine Interrail-Reise im Sommer zwischen Juli und September 2018 antreten.
Wichtig: Die EU-Kommission übernimmt nur die reinen Transportkosten, für Unterkunft und Verpflegung musst du selbst sorgen. Und wenn du dann noch nicht weißt, was du alles in deinem Koffer oder Rucksack mitnehmen solltest, wirf doch einfach einen Blick in meine Interrail-Packliste. Letztlich bleibt außerdem zu hoffen, dass ab 2021 deutlich mehr von Free Interrail umgesetzt wird und es nicht beim stark eingeschränkten Travel Pass bleibt.
Was hältst du von Free Interrail und dem EU Travel Pass für 18-jährige Jugendliche? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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Nicht ideal, aber als Test mal besser als nichts.
Dass Übernachtung und Essen nicht bezahlt werden, ist dank Couchsurfing eigentlich kein Problem.
Aber ich befürchte trotzdem, dass es die richtig Armen von der Teilnahme abschreckt und daher doch wieder ein Mittelschichtsprojekt wird (wie schon bei Erasmus).
Übernimmt der EU-Travelpass wirklich die kompletten fahrtkosten?
Seit jeher passt das spanische tarifmodell nur schlecht mit netzkarten wie Interrail oder Eurail zusammen. Nicht nur ist dort der komplette fernverkehr reservierungspflichtig, es hat auch jeder zug einen anderen preis. Die Interrailkarte deckt davon nur den fahrpreis der nahverkehrszüge ab, so dass für die meisten fahrten gepfefferte aufpreise bezahlt werden müssen. Das hat mich schon 1990 davon abgehalten, weiter als Barcelona nach Spanien vorzudringen.
Im internationalen verkehr berechnen außerdem Thalys und Eurostar feste aufpreise.
Gesamtgesellschaftlich ist es sicherlich zu begrüßen, generationen von zugfahrern mit internationaler orientierung heranzuziehen. Da viele Interrailreisen allerdings aufgrund der ferien zu einer zeit stattfinden, in der die züge ohnehin bereits voll sind, hält sich die begeisterung der bahnen über zusätzliche reisende naturgemäß in grenzen.
Es könnte sehr einfach sein: Die EU-Verwaltung lost vorab die Geburtsage (einzelne Tage!) der Berechtigten aus, diese bekommen dann garantiert ihren Travelpass, vorzugsweise eine Mitteilung ihrer Meldestelle.
Stattdessen hat die EU-Komission mal wieder ein Bürokratie-Monster geboren: Von dem Interrail-Pass erfahren schon mal nur die motiviertesten, viele müssen sich auf der Webseite anstrengen, damit wenige einen Pass gewinnen, und dann gibt es kaum noch Vorbereitungszeit für die Reise (die bis September begonnen werden muss). Bis wann die EU die Verlosung durchgeführt hat, ist noch nicht bekannt. Beispielsweise sind die Sommerferien in Hessen am 3.8. zu Ende, da müsste die Benachrichtigung Anfang Juli vorliegen. Ferien mit den Eltern oder andere Urlaubspläne können auch im Weg sein.
Soweit die vier Länder nicht an das Heimatland anstoßen müssen, wird Flug-(an)reisen Tür und Tor geöffnet. Der Ausschluss des Heimatlandes wiederspricht ohnehin dem Prinzip der Gleichbehandlung der EU-Bürger.
Noch schlimmer: Offenbar muss man ein Motivationsschreiben verfassen, nach dem die bewerber ausgewählt werden. Also haben schon mal all diejenigen ohne gehobene Bildug keine Chance. Eine EU-Amtssprache dürfte dann auch noch hilfreich sein , usw.
siehe http://europa.eu/youth/discovereu_en
Auszug aus den FAQ: “They can visit from 1 to 4 foreign country destinations (only EU 28 Member States) with a travel trip arranged back home.” https://europa.eu/youth/discovereu/faq_en
Mit anderen Worten, es gibt nach der Vorplanung keinerlei Freizügigkeit mehr, die Reise irgendwie zu verändern, an schönen Orten oder bei gewonnenen Freunden etwas länger zu bleiben, eine längere Zugfahrt spontan für ein paar Stunden zu unterbrechen usw. Eine Reise auf diese Art könnten sich die meisten jungen Menschen vermutlich mit den Vorbuchungsangeboten der meisten Bahnen günstiger zusammenstellen.
Auf diese Weise werden die jungen EU-Bürger eher zu Flugreisenden erzogen, beim Fliegen muss man ja auch vorplanen (will man nicht draufzahlen) und kann nicht unterbrechen.
Mit der ursprünglichen Freiheit von Interrail hat das nichts mehr zu tun.
Ich habe in meinem Blog vier Beiträge über zwei Interrail-Trips 1979 und 1980 verarbeitet:
http://quarkydenktquer.de/?p=135
http://quarkydenktquer.de/?p=142
http://quarkydenktquer.de/?p=228
http://quarkydenktquer.de/?p=234
Hey David und alle anderen fleißigen, die hier schon kommentiert haben!
Ich habe eines der 15.000 Tickets gewonnen und möchte kurz einige Dinge richtig stellen.
Zwar wurde überall angekündigt, dass man nur 4 Länder bereisen dürfe, das stimmt aber nur halb. Man hatte die Wahl zwischen einem Flex-Ticket und einem Point-To-Point Ticket. Das Flex-Ticket entspricht einem ganz normalen Interrail Ticket mit 7 Reisetagen in 30 Tagen. Damit kann man dementsprechend auch in mehr als 4 Länder reisen! Mit dem Point-To-Point Ticket möchte die EU vermutlich Geld sparen, denn damit bucht man verbindlich die Tickets für die Zugfahrten (die ausgewählten Verbindungen müssen von der EU genehmigt werden und man darf nicht verschiedene Städte in einem Land anfahren!). Da greift dann auch die Regel mit den 4 Ländern. Reservierungen sind in diesem Ticket mit inbegriffen!
Um auf die Befürchtung von Joachim Falk einzugehen: Die E-Mails mit den Bestätigungen/Ablehnungen sind am 28.06. herausgegangen. Zwar noch rechtzeitig, dennoch hätte auch ich es mir anders gewünscht – z.B. mit einer Verlosung am Jahresanfang, sodass man besser hätte planen können.
Die Aussage mit dem Motivationsschreiben stimmt so absolut nicht, da frage ich mich woher die Information kommt. Das wäre schon wegen der Masse an Bewerbungen nicht möglich gewesen. Man musste nur, wie im Artikel bereits geschrieben ein Quiz machen (Links zu den Antworten standen oben drüber) und eine Stichfrage beantworten, nach der man anschließend geranked wurde: Geschätzte Anzahl der Bewerbungen.
Falls noch Fragen bestehen, fragt mich gerne. Auch für ein kurzes Interview für deinen Blog, David, bin ich zu haben. Schreib mich dazu einfach an.
Viele Grüße,
Maarten
Hey ich hab mal eine generelle Frage zum Interrail und hoffe, dass mir einer von euch antworten kann :) Ich bin 17 Jahre alt und würde mich gerne für nächsten Sommer(2022) bewerben. Die Berwerbung wär ja dann vmtl dieses Jahr und zu diesem Zeitpunkt bin jch noch nicht volljährig, im Sommer zur eigentlichen Reise dann aber schon. Ist das ein Problem?
Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen!
Liebe Grüße :)