Locomore stellt Insolvenzantrag
Das private Eisenbahnunternehmen Locomore hat am 11. Mai 2017 Insolvenzantrag gestellt. Der Verkauf von Tickets für die Züge zwischen Stuttgart und Berlin wurde eingestellt. Wie es jetzt weitergeht, erfährst du in diesem Beitrag.

Leo Express übernimmt Locomore-Züge
Das Magazin Politico meldet soeben, dass der tschechische Anbieter Leo Express einen Deal zur Übernahme der Locomore-Züge zwischen Stuttgart und Berlin abgeschlossen hat. Der Ticketverkauf soll demnach auch in Kooperation mit Flixbus erfolgen. Einen Überblick über die neuen Leo Express Züge samt aktuellen Fahrplänen und Infos zum Ticketkauf findest du in diesem ausführlichen Beitrag.
Das Magazin beruft sich auf Insider, die Einblick in die Verträge hätten. Die Rede ist dabei von einem Asset-Deal, weshalb wohl Locomore nicht als Ganzes übernommen wird. Bereits in der Vergangenheit hieß es, Leo Express habe Interesse an den Trassen, wolle aber ein eigenes Konzept verfolgen. Die Kooperation für den Ticketverkauf durch Flixbus könnte zudem auch in Zusammenhang mit dem neu gegründeten Unternehmen Flixtrain stehen.
Rail fans: @LeoExpressEU closing deal to revive @locomore Berlin-Stuttgart trains, Flixbus selling tix. https://t.co/817WDejl0W Can it work?
— Josh Posaner (@joshposaner) August 15, 2017
Leo Express hat auf Anfragen hierzu bisher nicht reagiert. Gegenüber dem SWR erklärte ein Sprecher, das Unternehmen werde zunächst keine Stellungnahme abgeben. Auch eurailpress.de hatte kürzlich gemeldet, dass bereits erste Verträge abgeschlossen wurden.
Ursprünglicher Beitrag zur Insolvenz von Locomore:
Privater Bahnbetreiber Locomore ist pleite
Seit Mitte Dezember ließ der private Bahnbetreiber Locomore Züge zwischen Stuttgart und Berlin fahren. Jetzt hat das Unternehmen beim Amtsgericht Charlottenburg Insolvenzantrag gestellt. Der Betrieb des Zugverkehrs soll zwar zunächst weitergehen, Locomore rät jedoch dazu, sich jeweils zu informieren, ob die konkrete Fahrt tatsächlich planmäßig durchgeführt wird. Dies kann sich praktisch täglich ändern.
Auf der Homepage lassen sich schon jetzt keine weiteren Tickets buchen. Unklar ist, was mit bereits gekauften Fahrkarten geschieht. Hier ist es gut möglich, dass Mangels Insolvenzmasse kein Geld rückerstattet werden kann. Laut Locomore möchte man auch in Zukunft den Zug weiterbetreiben und sucht deshalb jetzt nach Investoren, wobei erste Gespräche bereits stattgefunden haben.
Zum Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht Charlottenburg den Berliner Rechtsanwalt Prof. Rolf Rattunde von der Kanzlei Leonhardt Rattunde, der in der Vergangenheit beispielsweise schon die Insolvenzverfahren der Suhrkamp Verlag GmbH & Co. KG begleitete.
Locomore: Bahnbetrieb durch Crowdfunding
Locomore war im Dezember 2016 angetreten, wieder mehr Menschen für Bahnfahrten zu begeistern. In modernisierten Wagen wurde seitdem zunächst täglich die Strecke zwischen Stuttgart und Berlin bedient. Neben innovativen Themenabteilen standen auch kostenloses WLAN sowie ein Getränke- und Essensservice in den Zügen zur Verfügung.
Ausgangspunkt war eine beispiellose Crowdfunding-Kampagne, um das Projekt zu verwirklichen: Jeder konnte Ticket-Gutscheine und Fahrtguthaben erwerben, um Locomore auf die Schiene zu bringen. Mit Erfolg: Am 14. Dezember 2016 nahm schließlich der erste crowdgefundete Zug der Welt seine Fahrt von Stuttgart nach Berlin auf.
Locomore-Insolvenz betrifft Familien und junge Leute
Besonders Familien und junge Leute lockte der Konkurrent der Deutschen Bahn fortan mit seinen günstigen Preisen. So gab es die Fahrt von Berlin nach Stuttgart schon für 22 Euro.
Mit der Auslastung war Locomore-Chef Derek Ladewig zuletzt auch wieder zufriedener, sagte aber, dass sich diese für ein profitables Geschäft noch weiter verbessern müsste. Im nächsten Jahr wollte das Unternehmen zudem einen weiteren Zug bis nach Rügen fahren lassen.
Bereits zu Beginn dieses Jahres musste Locomore jedoch seine tägliche Verbindungen teilweise aussetzen, da es Probleme mit der Wartung der Wagen gab. Auch dies dürfte die finanzielle Situation des Betreibers erheblich beeinträchtigt haben. Jetzt ist das Experiment also zumindest vorübergehend gescheitert.
Besonders bitter ist die Insolvenz für diejenigen sein, die ein Spezialticket zum Kirchentag bestellten, der in zwei Wochen beginnt. Sie müssen sich jetzt zusätzlich um eine alternative Verbindung kümmern, was angesichts des kurzen Zeitraums nicht einfach sein dürfte.
Mehrere Investoren an Locomore-Übernahme interessiert
Inzwischen gibt es mehrere Interessenten für die Übernahme des insolventen Bahnanbieters Locomore. Dies bestätigte der vorläufige Insolvenzverwalter Rolf Rattunde. „Wir werden die Gespräche intensivieren“, sagte der Rechtsanwalt Danny Koch aus der Kanzlei Rattunde dem Handelsblatt.
Ein Gebot stammt dabei auch vom tschechischen Leo Express, wie dessen Chef Peter Köhler erklärte. „Wir verstehen das Geschäft sehr gut und können unsere Erfahrungen einbringen“, begründete er die Entscheidung gegenüber dem Handelsblatt. An der Strecke von Stuttgart nach Berlin möchte Leo Express demnach weiterhin festhalten. „Die Strecke ist gut. Doch wir würden einige Änderungen durchführen“.
Bist du mit Locomore gefahren? Was sagst du zur Pleite? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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Hallo,
bin ganz schön sauer, wir haben die Fahkarten bereits am 29.01.2017 für den Locomore gekauft, Reise vom 26.05.2017 bis 31.05.2017 von Heidelberg nach Berlin. Die 260,00 Euro können wir wahrscheinlich in den Wind schreiben. Wenn es schon Anfang des Jahres Probleme mit der Wartung der Waggons gab, warum wurden dann noch immer Tickets verkauft und die Kunden im Unklaren gelassen?
Hallo Marlis,
die Reduktion auf vier Fahrten pro Woche begann am 23. Januar und endete am 6. April. Deine Fahrt war also nach damaliger Planung nicht betroffen.
Viele Grüße
David
Ich bin bereits zweimal gefahren und war von dem Konzept überzeugt. Ich habe für die Zukunft noch neun Bahnfahrkarten. Ich hoffe, der Betrieb geht weiter. Es wäre ja auch ein tolles Stück für die Deutsche Bahn, wenn sie betroffene kostenfrei mitnimmt.
Ich bin zwei mal mit der Locomore gefahren. Der Service war klasse, das Buchungssystem auch. Die Themenabteile waren auch eine sehr gute Idee und die Preise auch als Schüler bezahlbar. Ich finde es echt sehr schade, dass dieser Zug nicht mehr fahren wird und hoffe, dass irgendeine andere Bahngesellschaft Locomore übernimmt. Ein DB-Monopol ist sehr unvorteilhaft.
Ich bin einmal am ersten Samstag mitgefahren, für unschlagbar wenig von Kassel nach Berlin. Leckeres „Alternativ“-Essen, nettes Personal, funktionierendes, kostenloses WLAN (bevor die DB es überall hatte!), bequeme Wagen und pünktliche Ankunft. Ich zumindest war rundum zufrieden. Wenn Leo Express das übernähme, wäre das sehr interessant, die fahren in Tschechien schon Fernzüge (mit FLIRTs) als Konkurrenz zur České dráhy zwischen Prag und Ostrava (Mährisch-Ostrau), Bohumín, Staré Město u Uherského Hradiště und Košice und scheinen da ganz erfolgreich zu sein. Vielleicht haben dann auch andere private Fernbahnanbieter Interesse, auch in Deutschland zu fahren, z.B. RegioJet.