Deutsche Bahn streicht Tickets nach London
Ab Mitte November streicht die Deutsche Bahn ihr eigenes Ticketangebot nach London. Dann gibt es keine durchgehenden Sparpreise und Flexpreise mehr in die britische Hauptstadt. Reisende müssen stattdessen ein separates Eurostar-Ticket buchen. Die Fahrgastrechte gelten hierdurch nur noch eingeschränkt. Mehr zu den Hintergründen erfährst du in diesem Beitrag.
Ab November 2019: Keine Sparpreis- und Flexpreis-Tickets nach London mehr
Der Brexit wurde zunächst zwar bis maximal 31. Oktober 2019 verschoben. Schon jetzt ist aber klar, dass sich bei der Bahnfahrt nach London ab November etwas ändern wird. Die Deutsche Bahn verkauft dann nämlich keinerlei eigene durchgehende Tickets in die britische Hauptstadt mehr. Bahnfahrer müssen künftig zwei separate Fahrkarten buchen.
„Aufgrund einer Systemumstellung seitens Eurostar und der dadurch fehlenden Schnittstelle zwischen Eurostar und der DB können für Reisen nach London ab dem 9. November 2019 keine durchgehenden Spar- und Flexpreise mehr angeboten werden“, erklärte eine Sprecherin der Deutschen Bahn dem Zugreiseblog. Wer danach mit dem Zug nach London reisen möchte, kann also kein durchgehendes Ticket der Bahn mehr erwerben.
Das Unternehmen arbeite allerdings zurzeit gemeinsam mit Eurostar daran, wieder eine kundenfreundliche Lösung anbieten zu können, so die Bahnsprecherin weiter. Dass Eurostar sein System ausgerechnet jetzt umstellt, dürfte für die Deutsche Bahn auch deshalb ärgerlich sein, weil sie den Mai eigentlich zum „Europa-Monat“ für Bahnfahrer machen wollte. Die Kontingente für den Sparpreis Europa wurden deshalb erst Anfang des Monats um 100000 Tickets erhöht.
Zudem wurden die Zugverbindungen nach Brüssel zuletzt weiter ausgebaut. So gibt es inzwischen für die ICE in die belgische Hauptstadt einen praktischen Zwei-Stunden-Takt. Die Umsteigeverbindungen mit dem Eurostar nach London und wieder zurück nach Deutschland wurden durch kürzere Aufenthaltszeiten noch attraktiver.
Bahntickets nach London dürften teurer werden
Bisher ist der Sparpreis Europa London bereits ab 59,90 Euro in der zweiten Klasse sowie 109,90 Euro in der ersten Klasse erhältlich. Durch die Abschaffung des Sparpreis Europa London dürften Bahnreisen in die englische Hauptstadt teurer werden. Zwar gibt es grundsätzlich auch für den Eurostar bei frühzeitiger Buchung entsprechende Angebote. Allerdings liegen diese oftmals für sich alleine bereits höher als der bisherige Sparpreis der Bahn.
Der Sparpreis Europa London* wurde bereits in der Vergangenheit etwas stiefmütterlich behandelt. So gab es bei der Online-Buchung immer wieder Schwierigkeiten. Teilweise wurden entweder keine oder deutlich überhöhte Preise angezeigt, wenn während der Buchung eine Bahncard ausgewählt wurde. Zahlreiche Bahnfahrer machten sich darüber in der Online-Community der Deutschen Bahn immer wieder Luft.
Mit der Bahn nach London: Tickets müssen künftig gestückelt werden
Um mit dem Zug von Deutschland nach London zu fahren, sind ab dem 10. November zwei separate Tickets notwendig. Zunächst für die Strecke bis Brüssel, die auch weiterhin ganz normal als (Super) Sparpreis Europa verfügbar ist. Anschließend müssen Bahnreisende dann ein Eurostar-Ticket nach London erwerben. Dies ist bereits heute über die internationale Buchungsmaschine der Deutschen Bahn möglich.
Fahrkarten von Paris oder Brüssel nach London lassen sich außerdem ebenfalls direkt auf der Website von Eurostar buchen. Leider werden dabei aber offenbar je nach Sprachauswahl und Herkunftsland mitunter unterschiedliche Preise und Angebote angezeigt. Deshalb kann es sich durchaus lohnen, in den Landeseinstellungen andere Optionen auszuprobieren.
Fahrgastrechte gelten nur noch eingeschränkt
Problematisch ist die Einstellung des Flexpreises und des Sparpreis Europa London ebenfalls im Hinblick auf die Fahrgastrechte. Die europäische Fahrgastrechteverordnung gilt nämlich grundsätzlich nur, wenn bei Umsteigeverbindungen ein einzelner Beförderungsvertrag geschlossen wurde. Dies ist nach Ansicht vieler Bahnunternehmen bei mehreren Tickets für eine Fahrt nicht der Fall, auch wenn diese in einem Buchungsvorgang gekauft wurden.
So heißt es etwa auf der Website der internationalen Buchungsmaschine der Deutschen Bahn ausdrücklich: „Generell ist jede Bahngesellschaft (Eisenbahnverkehrsunternehmen) für ihren Reiseabschnitt verantwortlich. Sollte es zu Verspätungen kommen, ist die nachfolgende Bahngesellschaft nicht verpflichtet, Sie mit dem Ticket für einen anderen Zug zu befördern.“
Für Fahrten nach London gilt hier aber zumindest die Kulanzregelung HOTNAT („Hop on the next available train“) der Railteam-Allianz für den Hochgeschwindigkeitsverkehr, zu der sowohl die Deutsche Bahn als auch Eurostar gehören. „Im Fall einer Verspätung oder eines Zugausfalls kann der nächste verfügbare Zug zur Erreichung des Ziels genutzt werden“, sagte eine Bahnsprecherin dem Zugreiseblog.
Notwendige Hotelübernachtungen werden bei HOTNAT allerdings grundsätzlich nicht erstattet. Auch hier sucht das Unternehmen aktuell laut einer Sprecherin nach einer Lösung: „Gemeinsam mit Eurostar arbeiten wir daran, in Zukunft wieder ein attraktiveres Angebot für unsere London-Kunden bereitstellen zu können, bei dem dann einheitliche Fahrgastrechte gelten.“
Was sagst du zur Streichung der durchgehenden Bahntickets nach London? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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Sehr schade. Ich hoffe, es finden sich gute Angebote, damit man nicht so viele Kunden an die Fluggesellschaften verliert! Inwiefern liegt die Systemumstellung am Brexit?
Hallo Timothy,
die Bahnsprecherin hat zu den genauen Hintergründen der Systemumstellung nichts gesagt. Das wäre dann auch eher eine Frage an Eurostar. Ich persönlich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass es irgendetwas mit dem Brexit zu tun hat. Eurostar gehört nicht mehr der britischen Regierung, die größten Anteile halten jetzt die französische und belgische Bahn.
Viele Grüße
David
Auch ich hoffe auf ein neues gutes Angebot der Bahnen. Für diesen Sommer habe ich allein für meine Familie 7 Tickets von Deutschland nach London (oder zurück) gebucht, damit wir klimafreundlich (statt Fliegen) reisen. Die anschließenden Verbindungen innerhalb von GB mussten sowieso schon separat gebucht werden (auch nicht unbeding preiswert), da man nicht durchgehend z.B. von Dortmund nach Sheffield buchen kann. Wenn man zukünftig dann DREI Buchungen vornehmen muss, um EINE Reise zu machen, vergeht einem die Lust am Bahnfahren zur Insel – von finanziellen Nachteilen gar nicht erst zu reden. TOP wäre, wenn man zukünftig den Sparpreis Europa GB DURCHGEHEND von einem deutschen Startbahnhof bis zu irgendeinem englischen Zielbahnhof (über London hinaus) in EINEM Vorgang buchen könnte.
Könnte man nicht jetzt, so kurz vor der Europawahl, ein paar Politiker darauf anspitzen, damit die bei DB und Eurostar Druck aufbauen?
„Das Unternehmen arbeite allerdings zurzeit gemeinsam mit Eurostar daran, wieder eine kundenfreundliche Lösung anbieten zu können, so die Bahnsprecherin“ – So ein Gelaber! Wenn die DB davon ausginge, innerhalb von 6 Monaten eine Lösung zu finden, bräuchten sie ja die Tarifbestimmungen nicht zu ändern! Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. So eine Schnittstelle lässt sich definitiv in weniger als 6 Monaten programmieren!
Hallo Jens,
es betrifft das Reisedatum und nicht das Buchungsdatum. Bisher ließen sich Tickets nach London bis zu sechs Monate im Voraus buchen. Die Beschränkung wird also bereits in wenigen Tagen für alle Reisen ab 10. November sichtbar.
Viele Grüße
David
Hi David, ich gehöre ja zu denjenigen, die in der Vergangenheit die zu teuren Preise (wie in Deinem Artikel erwähnt) moniert hatte. Im März 2019 konnte ich nun für einen annehmbaren Preis HAM-LON-HAM fahren. Ich kann die Erfahrung nur jedem, der an Bahnreisen interessiert ist, empfehlen (allein im Zug die Anzeige ‚Next Stop London‘ ist es eigentlich wert :-)). Also, es ist wichtig, dass diese Reise wieder durchgehend buchbar ist, auch wegen des europäischen Gedankens -Brexit or not!
Ich bin früher gelegentlich von Berlin nach London gefahren oder sogar weiter bis nach Edinburgh. Das ist aber seit der Abschaffung des Nachtzuges Berlin-Brüssel nicht mehr sehr attraktiv. Bis dahin konnte man abends in Berlin schlafen gehen, ist am Morgen in Brüssel aufgewacht, umgestiegen und war kurz darauf in London. Bequemer geht’s nicht. Ohne den Nachtzug Berlin-Brüssel ist es nicht mehr komfortabel. Erst Berlin-Köln, dann Köln-Brüssel, da ist der Tag schon fast rum und man ist noch nicht in London. Also, liebe DB, bitte erstmal den Nachtzug nach Brüssel wieder einführen, dann hat auch der Anschluß nach London wieder mehr Sinn!
Man kann heute noch morgens in Berlin über Brüssel nach London fahren und ist abends da, sehr komfortabel… geht also…
Wieder ein Nachteil gegenüber dem Flugzeug. So will man konkurrieren?
Früher gab es viel mehr Standisierungen über die UIC und besser durchbuchbare Bahntickets.
Die Eisenbahn ist meilenweit davon entfernt von einer Standardisierung à la IATA und davon internationale Kurzstreckenflüge auf die Schiene zu bekommen.
Ich kann die Interrailkarten als Alternative empfehlen! Werde mit meiner Partnerin über Silvester nach GB fahren und wir haben uns für diese Möglichkeit entschieden. Samt Reservierungen ist es immer noch günstiger als Fliegen + Gepäck + Anschlussmobilität.
Hey, gibt’s da eigentlich Neuigkeiten mittlerweile? Ich reise nächsten Sommer ins Londoner Umland, wollte eigentlich ganz gerne Flüge vermeiden. Das ist angesichts der Preisdifferenz generell schon unattraktiv (Ryanair ab Bremen kostet 20€ je Strecke), wäre aber zumindest beim Sparpreis noch verkraftbar.
Auf Nachfrage bei der Bahn gibt’s leider keine solide Antwort, sondern nur die Auskunft, dass sich frühestens ab Ende Oktober etwas tut.
Hallo Malte,
aktuell habe ich dazu leider keine weiteren Infos. Es gibt das Gerücht, dass die Umstellung des Buchungssystems von Eurostar etwas mit einem belgischen Gesetz zu tun hat, wonach Eisenbahnunternehmen ab Herbst umfangreiche Passagierdaten an die Sicherheitsbehörden übermittel müssen. Eurostar ist da einer der „Testpartner“.
Viele Grüße
David
Finde ich nicht sehr gut. Dadurch werden viele wieder zur Flugverbindung tendieren.
Meiner Meinung nach müssten genau hier Förderungen eingesetzt werden, um Zugreisen für die Endkunden attraktiv und nachhaltig zu gestalten.
Das ist ja sch…. Und bereits seiot Mai bekannt, und jetzt, Ende Oktober, immer noch keien Lösung ?!
Übrigens ist einer der größten Nachteile des Wegfalls des DB Tickets nach London gar nicht aufgeführt: Der Sparpreis Europa war für wenig Geld (ich glaube 10€) stornierbar !!
Ob damit die Möglichkeit entfällt, auf dieser Strecke BahnBonus International Gutscheine einzulösen? War bisher immer meine liebste Strecke für diese Prämie…
Hallo Jakob, ja, das Angebot für London wurde in den BahnBonus-Bedingungen bereits gestrichen.
Oh, Buuuuuuh! Habe das erst jetzt gerade entdeckt, als ich bei der Bahn schauen wollte, ob ich im März (nachdem der Brexit nochmal verschoben wurde) entspannt meine englischen Freunde günstig mit der Bahn besuchen kann. Und dann kamen *keine* Ergebnisse. Was soll der Mist??? (dann durch entsprechendes Googeln bei deinem sehr interessanten Blog gelandet)
Ich habe mir so fest vorgenommen, Kurzstreckenflüge innerhalb von Europa zu vermeiden, weil es klimatechnisch echt eine Sauerei ist. Wie kann die Bahn das nur vertreten, mit ihren angeblichen Umweltschutzzielen? Die europäischen Strecken und Angebote sollten ausgebaut werden, nicht eingestamptft.
Also ich konnte vorgestern noch Europa-Spezial-Sparpreise über Silvester nach London und zurück buchen, allerdings nur über bahn.de und nicht über den Navigator…
Hallo Julie, die Buchungsmöglichkeit würde bis März 2020 verlängert.
Bin auch gerade total verärgert. Da pinselt sich die Bahn grüne Streifen auf die ICEs (wir sind ja so Öko) und dann wird so ein attraktives Angebot gestrichen. Nutzen seit Jahren mit mehreren Personen den Sparpreis; jetzt zahlen wir locker 100 Euro p.P. mehr und tragen außerdem noch das Umsteigerisiko. Wenn der ICE von Köln nach Brüssel nicht / zu spät kommt (soll ja gerüchteweise schon mal vorkommen – deutsche Bahn!!), gucken wir in die Röhre. Auf eine Kulanzregelung möchte man da nur ungern setzen.
Vielleicht kriegen die das ja zukünftig wieder hin (angeblich „arbeiten [sie] mit unserem Partner Eurostar daran, auch nach diesem Zeitpunkt attraktive Angebote für Ihre Bahnreise nach London anbieten zu können.“), wenn sich der Wirbel um den Brexit gelegt hat..?
Sehr schade das Ganze.
Fahre seit rund 12 Jahren jährlich ein bis zwei mal mit dem London Spezial Ticket.
Wirkt auf mich nicht sehr glaubwürdig, dass das nur von einer Systemumstellung kommt.
Gerade in Zeiten wachsenden Umweltbewusstseins ein großer Rückschritt.
Hoffentlich ist die Bahn am Verhandeln, wie mir geschrieben wurde.
Hallo zusammen,
Entwarnung!!
Inzwischen werden wieder durchgängige Fahrkarten (auch sehr attraktive Sparpreise ab ca. 60 Euro, z.B. ab Frankfurt/M.) nach London über bahn.de angeboten!
Das ist für die zukünftige Käufe super! Wer sich – so wie ich – zwischenzeitlich ein Interrail-Ticket mit entsprechender Platzreservierung (30 Euro pro Person und Richtung) gekauft hat, hat allerdings diesmal draufgezahlt… Aber wichtiger ist, dass es wieder geht!!
Viele Grüße und gute Reise!
Nur für Tickets mit einer Gültigkeit bis zum 13.3. ist eine Direktbuchung möglich. Danach leider nicht mehr.
Wer macht da eigentlich was dagegen?
Das ist ein Skandal!! Alle reden von Klimaschutz und Flugscham! Nur die Bahnunternehmen weigern sich zunehmend, ein akzeptables Angebot zu machen!
Unverständlich und katastrophal: Versucht man bei der Deutschen Bahn online von Deutschland aus nach London zu buchen, geht das vorerst reibungslos. Mit Preisfindung etc. Bis zu der Stelle, an der man den Eurostar reservieren muß. Dann erscheint plötzlich: keine Plätze mehr verfügbar. Egal an welchem Tag und welche Uhrzeit. Anruf bei der DB: die hatten keine Ahnung, hielten selber Rücksprache und schlugen dann vor, den Eurostar extra zu buchen. Warum ist die DB nicht in der Lage, bei Eingabe mit Ziel London (=Eurostar) schon beim ersten Schritt darauf hinzuweisen. Erbärmlich. Vielleicht könnte von dieser grandiosen Seite hier eine Beschwerde /Verbesserungsvorschlag an die DB losgehen – damit sich da etwas tut!
Hallo,
uns trifft es auch sehr hart. Wir haben einen Schüleraustausch mit einer englischen Schule. Nun findet dieser im Juni statt. Ich habe mich vor Monaten darum bemüht, einen passenden Zug zu finden. Ich habe schon gebucht…1500€ teurer (für 25 Personen) als noch im letzten Oktober! Ich schaue nun jeden Tag, ob es nicht doch wieder möglich ist die komplette Sstrecke über db zu buchen. Dieses wurde mir von Eurostarseite und auch von den Mitarbeitern der Deutschen Bahn geraten. Es ist eine Frechheit! Ic kann doch nicht von den Eltern erwarten, dass sie noch 50€ mehr zahlen sollen. Ich hoffe sehr, dass man bald wieder buchen kann. Den Eurostar (Einzeticketpreis return 147,50€!) muss erst am 25. März voll bezahlt werden, bis dahin hoffe ich, ändert sich etwas.