Fahrzeugoffensive: Deutsche Bahn will neue und gebrauchte Züge beschaffen
Die Deutsche Bahn startet eine Fahrzeugoffensive: Beim spanischen Zughersteller Talgo wurden jetzt 23 neue Fernverkehrszüge für den kommenden ECx bestellt. Zusätzlich ist die Bahn aktuell ebenfalls auf der Suche nach gebrauchten Doppelstock-Triebzügen, die sie bereits ab Dezember 2019 als Intercity einsetzen möchte. Mehr dazu erfährst du in diesem Beitrag.
Bahn kauft Talgo-Züge und sucht Doppelstock-Triebzüge
Die Deutsche Bahn will die Anzahl ihrer Züge im Fernverkehr offenbar massiv ausbauen. Einen Anfang macht sie mit der Bestellung von zunächst 23 Zügen beim Hersteller Talgo aus Spanien. Diese verkehren ab Ende 2023 als ECx zwischen Berlin und Amsterdam sowie ein halbes Jahr später von Westerland und Köln nach Oberstdorf. Die Züge sollen nach den Plänen der Bahn die alten Intercity ersetzen.
Eine Überraschung wurde jetzt zusätzlich bekannt: Die Deutsche Bahn sucht ebenfalls gebrauchte Doppelstock-Wende-Elektrotriebzüge. Diese sollen im Gegensatz zu den ECx kurzfristig beschafft werden und bereits ab Ende 2019 als IC durch Deutschland fahren. Nach den Vorstellungen der Deutschen Bahn dürfen die Züge dabei maximal 10 Jahre alt sein. Zusätzlich wird eine bereits bestehende Zulassung in Europa erwartet.
Nach eigenen Angaben der Bahn ist Hintergrund für die Suche nach gebrauchten Doppelstock-Zügen die eigene Kunden- und Angebotsoffensive, die zusammen mit einer positiven Marktentwicklung zu stetig steigenden Fahrgastzahlen geführt habe. Daher verfolge die DB Fernverkehr das Ziel, ihre Kapazitäts- und Verfügbarkeitssituation im Fernverkehr zu verbessern. Jeder Zug soll deshalb mit mindestens 500 Sitzplätzen ausgestattet sein.
Interessenten werden aufgefordert, verfügbare Fahrzeuge aufzuführen und den „frühestmöglichen Zeitpunkt eines Vertragsschlusses sowie des Liefertermins“ zu nennen. Anschließend will die Bahn gegebenenfalls auch im Rahmen weiterer Markterkundungsgespräche ermitteln, „ob und wie die Durchführung eines nachfolgenden Vergabeverfahrens sinnvoll ist“, heißt es in der amtlichen Bekanntmachung.
Ausstattung des ECx: WLAN, Fahrradstellplätze und neue Sitze
Ganz konkret ist hingegen schon die Bestellung von 23 ECx beim spanischen Zughersteller Talgo. Die bis zu 230 km/h schnellen Züge verfügen über jeweils 17 Wagen mit insgesamt 570 Sitzplätzen. Dank einer Mehrsystemlok verkürzt sich außerdem die Reisezeit zwischen Berlin und Amsterdam um rund 30 Minuten. Ebenfalls mit dabei ist nach Angaben der Deutschen Bahn ein Bordbistro, Gepäckracks sowie WLAN.
Auch an Fahrrad- und Rollstuhlfahrer wurde in den neuen Fernverkehrszügen gedacht: So stehen insgesamt acht Fahrradstellplätze sowie drei Rollstuhlplätze mit höhenverstellbaren Tischen zur Verfügung. Besonders praktisch ist in diesem Zusammenhang ebenfalls der ebenerdige Einstieg, den es künftig in allen neuen Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn geben soll. Außerdem sind fast alle Sitzplätze stufenlos erreichbar.
Darüber hinaus hat das Unternehmen aus der anhaltenden Kritik bezüglich der Sitze im ICE 4 gelernt: Im ECx sollen deshalb ganz neue Sitze eingebaut werden, die auf der Basis von Kundenbewertungen ausgewählt werden. Während andernorts außerdem über eine 2+3-Bestuhlung nachgedacht wird, bleibt die Deutsche Bahn beim neuen Eurocity auch bei den 485 Sitzen in der zweiten Klasse bei der klassischen 2+2-Bestuhlung.
Deutsche Bahn will gebrauchte Doppelstock-Triebzüge
Die Strecken des ECx stehen bereits heute fest, bei der geplanten Beschaffung von Doppelstock-Triebzügen hüllt sich die Deutsche Bahn hingegen noch in Schweigen. Das Unternehmen könne sich nicht zu laufenden Ausschreibungen äußern, sagte eine Bahnsprecherin dem Zugreiseblog. Laut den veröffentlichten Unterlagen haben Interessenten noch bis 30. März 2019 Zeit, sich zu melden.
Klar ist allerdings, dass die gebrauchten Züge nach den Plänen der Bahn als Intercity verkehren sollen. Zu den weiteren Voraussetzungen gehören eine Ausstattung mit dem Zugsicherungssystem ETCS Level 2 sowie eine Höchstgeschwindigkeit von mindestens 200 km/h. Damit wäre sogar ein Einsatz auf der boomenden Strecke zwischen München und Berlin denkbar. Interessant ist in diesem Zusammenhang ebenfalls, dass der Bahn-Konkurrent Flixtrain zuletzt genau solche Züge für die eigene geplante Verbindung von München nach Berlin gesucht hat, aber offenbar nicht fündig wurde.
In Eisenbahnforen wird deshalb aktuell viel diskutiert, an welche Züge die Deutsche Bahn wohl bei ihrer aktuellen Suche konkret gedacht hat. Die Spekulationen gehen dabei von Duplex-TGV der französischen Eisenbahn bis hin zu alten KISS der Westbahn. Es dürfte daher spannend bleiben, ob und welche Züge die Bahn hier mitunter für den Einsatz ab Ende des Jahres beschaffen kann.
Auch ÖBB suchen gebrauchte Doppelstock-Züge – Westbahn widerspricht Aufgabegerüchten
Mittlerweile suchen auch die ÖBB nach Doppelstock-Triebzügen, wie aus einer entsprechenden Veröffentlichung hervorgeht. Interessantes Detail dabei: Die ÖBB möchten einen Vetrag über genau 17 Züge abschließen. Das ist aber genau die Anzahl an KISS, die die Westbahn mittlerweile besitzt, wobei aktuell nur 16 Fahrzeuge einsatzfähig sind. Die Anzeichen verdichten sich also, dass sowohl die DB als auch die ÖBB an den Zügen der Westbahn interessiert sind. Das genaue Motiv dahinter bleibt aber weiter unklar.
Die Westbahn selbst widersprach jedenfalls Gerüchten, dass sie das eigene Geschäft einstellen wolle. Zu den bekannt gewordenen Ausschreibungen verwies sie auf die ÖBB. Zudem stellte das Unternehmen klar, dass es wie angekündigt schon bald Züge von Wien nach München fahren lassen wird. Der Start verzögere sich lediglich aufgrund von Bauarbeiten von April auf Juni.
Was hältst du von der Fahrzeugoffensive der Deutschen Bahn? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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Nur 8 Fahrradplätze? Einbißchen wenig und leider wie auf dem Bild sehr unkonfortabel unter gebracht. Aus eigener Erfahrung mit den belgischen Nahverkehrszügen, wo die Räder auch so untergebracht werden, ist das herunternehmen bei der laufender Fahrt sehr abenteuerlich und nicht jedermanns Sache. Ich als Mann hatte den belgischen Schaffner zur Hilfe gebeten, damit ich das Rad erstens auf die Gabel hieven konnte und zweitens dann wieder herunter. In einem schaukelnen Zug nicht gerade ein Genuss.
Gute Sache und richtige Entwicklung meiner Meinung nach! Zwischen Berlin und Amsterdam entfällt dann der Lokwechsel nehme ich an?
Ja, das ist der Plan.
Die ICs, die durch die Talgos ersetzt werden, werden doch hoffentlich saniert und wieder auf die Schiene gestellt und nicht verkauft. Sonst hat die Bahn ja immer noch zu wenig Züge. Selbst gebrauchte Züge wären OK, der politische Wind steht gut und die Bahn sollte das Nutzen damit in 10 Jahren vielleicht mehr Züge auf mehr Gleis, öfter und pünktlicher fahren.
Was Fahrräder angeht muss die Bahn noch lernen, 8 Stellplätze sind noch zuwenig, dem kann ich nur zustimmen. Es werden ja eher tendenziell mehr Radfahrer als weniger. Und dann das Fahrrad da hoch wuchten? Wie soll das die Seniorentruppe auf E-Bike ausflug schaffen?
Oder ein normales Rad mit Packtaschen, da dauert das ein und aussteigen doch ewig. Dann lieber mit Niederflur mit Klappsitzen, Platz für viele Fahrräder und Menschen.
Die DB ist nicht einmal in der Lage ihre bestehende Flotte instand zu halten. Insbesondere mangels Mannstunden. Von daher ist eine Generalüberholung der IC Wagen wohl unwahrscheinlich.
Osteuropäische Länder wird’s freuen. Die Tschechische Eisenbahn fährt ja jetzt noch mit den Wägen herum, die die DB seit den 2000er Jahren ausmustert. Die aktuellen Wägen wären für die CD also „HighTech“.
Die Westbahn löst sich nicht auf. Das Unternehmen ist aber chronisch klamm und die Abschreibungen auf die Züge sind sehr hoch. CRRC möchte sich an dem Unternehmen beteiligen und natürlich auch Züge liefern. DB und ÖBB wollen die Fahrzeuge doch nur damit sie nicht eventuellen Konkurrenten in die Hände fallen. Im Gegensatz zu dem Artikel können die älten Züge der Westbahnhof nicht Berlin – München fahren, jedenfalls nicht über NBS und ABS, da sie nicht druckertüchtigt sind. Die neueren aber schon.