Deutsche Bahn führt Buchungssperre bei Überbelegung ein
Die Deutsche Bahn möchte die Überfüllung von Zügen künftig besser verhindern. Deshalb sperrt sie inzwischen automatisch die Buchung für Verbindungen, bei denen es keine Sitzplätze im ICE oder IC mehr gibt. Was es damit auf sich hat und wie du die Buchungssperre trotzdem umgehen kannst, erfährst du in diesem Beitrag.
Ticketkauf bei voll ausgebuchten Zügen nicht mehr möglich
Bereits seit einigen Monaten ist die Deutsche Bahn dazu übergegangen, bei komplett ausgebuchten Zügen den Ticketverkauf einzuschränken. Möchtest du eine Fahrkarte für einen Zug buchen, für den auf einem Streckenabschnitt keine Sitzplätze mehr verfügbar sind, siehst du in der Fahrplanauskunft dann nur die Meldung „Buchung nicht möglich“. Der Buchungsbutton ist dabei gar nicht vorhanden, sodass du kein Ticket kaufen kannst.
Diese Buchungssperre findet dabei sowohl am Fahrkartenautomaten als auch beim Online-Ticketkauf statt. Hierdurch möchte die Deutsche Bahn also offenbar eine starke Überbelegung ihrer Züge bereits im Voraus verhindern. Gerade an reisestarken Tagen kam es in der Vergangenheit nämlich immer öfter vor, dass einzelne ICE teilweise wegen Überfüllung geräumt werden mussten. Die Folge waren nicht nur verärgerte Fahrgäste, sondern mitunter auch hohe Verspätungen.
Die Unterbindung der Buchung bei bereits vollständig reservierten Zügen würde dies in der Zukunft also weitgehend verhindern. Hierdurch steigt gleichzeitig der Reisekomfort, weil die Chance auf einen Sitzplatz größer ist. Einige Fahrgäste äußern schon heute, dass sie zum Beispiel die Fahrt im Fernbus als komfortabler empfinden, weil sie dort stets einen Sitzplatz sicher hätten.
Zudem gilt die Buchungssperre unabhängig für beide Klassen des Zuges. Sind also beispielsweise im ICE in der zweiten Klasse bereits alle Sitzplätze reserviert, aber in der ersten Klasse noch Plätze frei, kannst du problemlos ein Ticket der ersten Klasse buchen. In diesem Fall ist die Buchung also lediglich für Fahrkarten der zweiten Klasse online und am Automaten nicht mehr möglich.
Weiterhin kein Reservierungszwang bei der Deutschen Bahn
Die Buchungssperrung ist dennoch eine recht ungewöhnliche Maßnahme. Denn eigentlich gibt es bei der Deutschen Bahn noch immer keinen Reservierungszwang. Normalerweise kannst du deshalb mit einer gültigen Fahrkarte auch in komplett ausgebuchten ICE und IC mitfahren. Im schlimmsten Fall musst du dann allerdings mitunter während der gesamten Fahrt stehen.
Zwar erhältst du mittlerweile in der ersten Klasse eine kostenlose Inklusivereservierung mit jeder Buchung. Dies bedeutet allerdings nicht, dass du dort nur mit einer Sitzplatzreservierung reisen darfst. Vielmehr gibt es auch hier keine Pflichtreservierung. Sofern du also ein Erste-Klasse-Ticket für den entsprechenden Zug besitzt, kannst du diesen auch nutzen.
Zudem ist es durchaus möglich, dass eine Verbindung nur auf einem kleinen Stück komplett ausgebucht ist. Die Buchungssperre greift aber offenbar bereits, wenn nur einzelne Fahrtabschnitte vollständig reserviert sind. Hierdurch könnte im schlimmsten Fall der Effekt entstehen, dass Züge durchschnittlich schlechter ausgelastet sind, weil für die Gesamtstrecke dann keine Ticketbuchung mehr möglich ist. Viele Fahrgäste könnten einen Zug dann nicht mehr buchen.
Buchungssperre umgehen: Flexpreis-Ticket für alternative Verbindung kaufen
Die Buchungssperre der Bahn bei Überbelegung lässt sich allerdings mit einem Trick umgehen: Statt der bereits ausgebuchten Verbindung kaufst du einfach eine Fahrkarte zum Flexpreis für eine spätere Fahrt auf dem selben Laufweg. Da du mit dem Flexpreis nicht an einen bestimmten Zug gebunden bist, kannst du zum Beispiel auch den ICE nehmen, für den die Buchung eigentlich gesperrt ist.
Sollte ein Kauf am Automaten oder online nicht möglich sein, weil zum Beispiel an dem betreffenden Reisetag keine weiteren Zugverbindungen nach der gewünschten Fahrt mehr angeboten werden, kannst du außerdem auch einfach in den ICE oder IC einsteigen und ein Flexpreis-Ticket beim Zugbegleiter kaufen. Ob in diesem Fall der teurere Bordpreis anfällt, ist allerdings unklar. Normalerweise sollte die Bahn dies wie einen defekten Automaten behandeln.
Da es weder in der ersten noch in der zweiten Klasse einen Reservierungszwang im Fernverkehr der Deutschen Bahn gibt, kannst du mit dem Flexpreis-Ticket selbst dann mitfahren, wenn die Buchung für den betreffenden Zug online und am Automaten gesperrt ist. Die Bahn kann dir also nach ihren eigenen Beförderungsbedingungen nicht nur deshalb die Mitfahrt verweigern, weil keine Sitzplätze mehr zur Verfügung stehen.
Einzige Ausnahme: Der Zug ist tatsächlich bereits völlig überfüllt. Dann kann dich die Bahn selbst mit einem Flexpreis-Ticket aus Sicherheitsgründen von der Fahrt ausschließen. Oftmals erhältst du in diesem Fall als Entschädigung allerdings einen Bahngutschein. Zudem greifen bei einer Verspätung ab einer Stunde auch die normalen Fahrgastrechte, sodass du einen Teil des Ticketpreises zurückbekommst.
Was hältst du von der Buchungssperre der Bahn, wenn im Zug keine Sitzplätze mehr verfügbar sind? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
Wenn du keinen Artikel mehr zu Bahnreisen in Deutschland verpassen willst, dann hol dir jetzt meinen gratis Newsletter! Du kannst mir auch auf Facebook und Twitter folgen.
Genau das ist der Fall bei mir jetzt. Morgen muss ich Hamburg nach Karlsruhe fahren und habe schon seit 2 Monate Sparticket aber ohne Platzreservierung. Jetzt sehe ich, dass die DB meldet genau für diesen Zug, dass bereits alle Sitzplätze in der 2 KLasse ausverkauft sind. Und bittet nicht damit zu fahren. Und nun? Ich habe doch meine Fahrkarte seit Langem! Da es um einen Sparticket geht, bin ich nur mit diesem Zug gebunden und darf keinen anderen nehmen. Was machen wir nun?
Aber ich sehe das nicht so dramatisch. Einige Strecken werden ausgebucht, andere werden doch frei. Ich werde schon einen Platz finden. Es steht, dass Hannover Messe bis Kassel ausgebucht ist. Also außerhalb der Strecke muss es frei geben.
Hallo Maxim, einfach in den gebuchte Zug einsteigen und fahren. Wegen der Zugbindung darfst du erstmal keinen anderen nehmen, auch wenn es keine Sitzplätze mehr gibt.
Es stimmt nicht die Info der DB, dass in diesem Zug alle Plaetze in 2. Kl. reserviert sind. Ich sitze ueber die ganze Zeit und auch ab Hannover Messe bis Kassel kam keiner mich rauszischmeissen. Es ist ziemlich voll, aber es gibt keinen einzigen sehenden Fahrgast. Ziemlich uebeetrieben war diese DB Sperre und Warnung.
Kann ja sein, dass die Gelegenheitszugfahrer Fernbusse wegen der Sitzplätze schon finden. Allerdings ist das eine ziemlich unentspannte Art zu Reisen, die sie interessanterweise sogar als Vorteil empfinden. Eine Fernbeziehung hatten diese Menschen noch nicht, schätze ich. In 99% meiner Zugfahrten bekommt man sehr einfach Sitzplätze, so man auf den Wagenstandszeiger (besser die elektronische Anzeige) guckt und vor oder hinten in den Zug steigt. Sollte, die Bahn Sitzplatzreservierungspflicht einführen, wäre einer ihrer größten Vorteile dahin :-( Mich würde das jedenfalls dazu bringen mein Geld noch eher auf der Autobahn in die Luft zu jagen…
noch ein Pro-Tip falls der Automat/die App kein Ticket verkaufen möchte (parallel zum Tip: Flexpreis für späteren zug kaufen und trotzdem einsteigen, weil das Flexticket für den ganzen Tag gilt):
am Schalter kann man problemlos ein Flexticket kaufen.
Hallo Paul,
danke für den Tipp. Weißt du vielleicht auch, ob du Bahn beim Nachlösen im Zug in dem Fall den Bordzuschlag berechnet?
Viele Grüße
David
die wahrscheinlichkeit ist jedenfalls höher, dass der schaffner nicht durchkommt, weil der zug voll/überfüllt ist :D
Was ich nicht ganz verstehe ist die Möglichkeit der Umgehung mit einem Flexpreisticket für einen anderen Zug! Wenn ich schon weiss das der Zug überfüllt ist steige ich doch nicht noch freiwillig in so einen Zug ein😶! Die 1. Klasse wird es wohl eher weniger betreffen, habe es ganz selten erlebt das diese komplett ausgebucht war!
Der Zug ist ja nicht unbedingt überfüllt, sondern es gibt nur keine Sitzplätze mehr. Und manche wollen halt einfach nur heim. Da steht man dann lieber ne Stunde oder so, statt auf den nächsten Zug zu warten.
dem ist schon lang nicht mehr so. ich fahre regelmässig die Strecken Ruhrgebiet – Berlin und Ruhrgebiet – Frankfurt/München. Da die Bahn auch in der 1. Klasse Sparpreisen inkl. Sitzplatzreservierung en masse verscherbelt, ist regelmäßig so ziemlich alles durchreserviert und die wenigen freien Plätze sind von schon früher eingestiegenen belegt. Auch als 1. Klasse-Flexpreis-Reisender darf man sich ohne Reservierung daher regelmäßig auf die mühselige Suche nach einem nicht reservierten Platz machen (oder man nimmt das Platz-hopping alle paar Stationen in Kauf)
Ist wahrscheinlich eine dumme Frage: aber warum reservierst Du dann nicht? Ist doch in der 1. Klasse kostenlos! Ich habe die First 100 und habe, bis jetzt, immer einen freien Platz auf den Bahn Comfort Plätzen bekommen! Fahre allerdings mehrheitlich in Mitteldeutschland und bis Hamburg
klar reserviere ich wenn möglich. Aber die 100 Reservierungen aus der Bahncard sind bei mir – mit mindestens 6 Fahrten pro Woche – schnell weg und wenn der Zug schon unterwegs ist – was bei flexiblem Reisen ja gern mal vorkommt – stehen nur noch die Plätze für Expressreservierungen zur Verfügung. Auf populären Strecken sind die gern mal alle ausgebucht.
Im comfort-Bereich findet sich, wenn man durchfragt, meist was, dieses durchfragen nervt mich aber trotzdem. Ist natürlich nörgeln auf hohem Niveau, bisher habe ich immerhin noch nie stehen müssen.
Hab mal vor jahren 6 stunden in marseille auf einen freien sitzplatz in einem tgv gewartet (franzosen haben schon seit jahren reservierungspflicht). Was wäre ich gerne in den ersten zug gestiegen, um stehend nach paris zu kommen. In frankreich ist die reservierungspflicht im tgv nebenbei bemerkt nicht so schlimm, da halten züge eh nur alle 300km oder gar nicht. Ein sitzplatzvernichter von montabaur bis limburg ist da eher seltener.
Reservierungspflichtige züge sind der anfang vom ende einer guten, flexiblen eisenbahn. In deutschland ist die konkurrenz der bahn nicht der luftverkehr sondern das jederzeit, superflexible auto, das vom staat perfekte gratisautobahnen geschenkt bekommt.
So isses! Ich habe ein BC 100 und schätze die DB genau deswegen als Autoersatz, WEIL sie keinen Reservierungszwang hat.
Da lernt man den Wert der guten alten IC- und EC-Züge wieder zu schätzen! Da sie aus einzelnen, je nach Bedarf zusammenstellbaren Wagen bestehen und nicht aus festen Garnituren, wäre die Bahn damit flexibler – an Tagen mit hohem Passagieraufkommen würden einfach ein paar zusätzliche Wagen drangehängt (die man – zugegeben – natürlich auch haben muss), und schon wäre das Überbuchungs-Problem gelöst. Schade, dass die DB sich auf vielen Strecken weitgehend von dieser flexiblen Zuggattung verabschiedet hat (die, nebenbei bemerkt, auch Fahrradtransport erlaubt, was ja im ICE erst neuerdings nach und nach eingeführt wird).
Ich wäre soeben ums Haar Opfer der Automaten-Buchungssperre geworden: Wollte in Frankfurt Hbf eine Karte für die letzte Verbindung des heutigen Tages nach Kehl am Rhein buchen; heute ist Feiertags-Vortag, entsprechend voll sind die Züge – und der Automat hatte für diese letzte Verbindung eine Buchungssperre verhängt … Hätte nicht ein anderer Zug in dieselbe Richtung, für den noch Flexpreis-Tickets erhältlich waren, eine knappe Stunde Verspätung gehabt, dann wäre ich heute nicht mehr nach Kehl gekommen – und hätte morgen früh schon um 6 Uhr aufstehen müssen, um am Vormittag rechtzeitig am Ziel zu sein … (Vorausgesetzt natürlich, für diese Frühverbindung hätte es nicht auch schon eine Buchungssperre gegeben …) Nachdem ich nun „dank“ dieser Verspätung doch noch ein Flex-Ticket für den gewünschten ICE kaufen konnte, lief ich in diesem Zug durch einen Wagen, dessen Plätze komplett mit Absperrband versehen waren – auf diesem Absperrband stand: „Klimaanlage defekt“ … Mal wieder das Übliche, und gerade am richtigen Tag … Da wundert man sich dann natürlich nicht mehr über die „Überbuchung“ …
„Frühzeitig buchen“, mag nun mancher zur Vermeidung des Buchungssperre-Problems empfehlen. Das geht aber auch beim Flexpreis nur noch, wenn man sich zumindest auf den Tag festlegen kann – was ich in diesem Fall nicht allzu weit im Voraus konnte. Die freie Wählbarkeit des Reisebeginns binnen zwei Tagen ist ja leider seit einiger Zeit passé – mittlerweile muss die Fahrt unweigerlich am ersten Geltungstag begonnen werden. Und hätte ich nun frühzeitig ein Flex-Ticket für heute gebucht und hätte aus terminlichen Gründen doch erst morgen fahren können, dann hätte ich ein Problem gehabt. Es hätte sogar schon daran scheitern können, dass bei der Frankfurter S-Bahn heute wieder mal Chaos war und mir dadurch Zeit verloren ging …
Man sieht: Was die Probleme der DB angeht, beißt sich oft genug die Katze in den Schwanz – da zieht ein Problem oft das andere nach sich …
Hallo Alexander,
vielen Dank für deine Schilderung.
Ein Problem kommt bei der Vorausbuchung noch hinzu: Die Fahrt muss mit dem Flexpreis jetzt immer am ersten Tag angetreten werden, dein Ticket hätte also gar nicht für einen morgigen Fahrtantritt gegolten. Umbuchung hätte dich dann 19 Euro gekostet.
Wenn mir der Automat kein Ticket verkaufen will, würde ich das als „Automat defekt“ behandeln und mich einfach so in den Zug setzen und gegen einen evtl. Bordpreis protestieren.
Viele Grüße
David
Zum Boardpreis: Der Schaffner jedes Zuges ist es freigestellt dir den Boardpreis drauf zu hauen oder auch nicht. Wenn ich mein Ticket im Zug kaufe lasse ich den Schaffner wissen das ich es nur knapp auf den Zug geschafft habe und bitte Ihn freundlichst auf den Aufschlag zu verzichten. Das hat bisher immer funktioniert.
Den Fall hatte ich gerade für den EC177 für den 29.11.2019 von Berlin-Südkreuz nach Usti nad Labem (ausverkauft ist nur der Abschnitt bis Dresden-Neustadt).
In dem Fall brauchte ich jetzt nicht mal auf den ein Flexticket für 55,80€ zurückgreifen sondern konnte (einen Tag vor der Fahrt!) auf cd.cz noch problemlos ein Ticket kaufen – sogar als ermäßigtes „First-Minute-Europe-Ticket“ für 1148 Kč (44,90€).
Ich finde dieses neue System ganz schlimm! Ich habe seit meiner Kindheit BahnCard 50 und liebte am Zugfahren immer das flexible Fahren. Zum Beispiel wenn ein gutes Gespräch doch länger dauerte, einfach nächsten Zug nehmen. Und ich kaufte Fahrkarten grundsätzlich immer kurz vorher. Und war im Gegenzug immer bereit, dafür das Geld für die BahnCard zu bezahlen. Und nun sehe ich mit Schrecken, dass meine morgige berufliche Zugverbindung nur zum doppelt teureren Preis möglich ist!! Da zweite Klasse nicht mehr Vorhanden. So kann ich mir Bahnfahren nicht mehr leisten und alle etwas weniger gut verdienenden Menschen werden ausgegrenzt bzw. müssen elendig lang vorher ihre Reisen planen. Ich bin absolut entsetzt und überlege eine Petition zu starten gegen diese ungerechte neue Regelungen!
(Und übrigens ich gehöre zu den Leuten, denen es absolut nichts ausmacht, auch mal zur Not im Flur zu stehen oder zu hocken. Hauptsache ich fahre zu der Uhrzeit, zu der ICH fahren möchte! Das ist das Wichtigste! Und ich habe schon oft wunderschöne Fahrten im Flur erlebt! Oder im Restaurant, wenn da noch was frei war)